Was, schon wieder ein «Best-of John Williams»-Album? Jep. Aber Tatsache ist, in Maestro Williams’ Oeuvre hat es Perlen zuhauf. Im Jahr 2017 ist eine «Spielberg/Williams – Ultimate Edition»-Box erschienen; zwei Jahre zuvor ein 4-CD-Set mit «The Great Movie Soundtracks» von Williams (und auf CD 4 eine Auswahl seiner Konzertwerke). Und im Jahr 2012 sind sogleich mehrere Hommage-Alben anlässlich des 80. Geburtstags von Williams veröffentlicht worden – allein bei Sony Music zwei Veröffentlichungen mit total vier CDs, auch hier mit einigen Konzertwerken mit eingesprenkelt. Jedes Set enthielt bemerkenswerte Kompositionen aus Williams’ Feder und trotzdem konnte man wohl bei jeder Veröffentlichung Stücke nennen, die man eigentlich auch noch gerne in der Track List vorgefunden hätte. Dies ist bei der jüngsten Veröffentlichung, dem 2-CD-Set «Celebrating John Williams» von Deutsche Grammophon, zwar nicht anders, aber das hier präsentierte Programm ist dennoch herausragend geworden.
Der Anlass für diese jüngste «Best of»-Veröffentlichung brachte das 100-Jahre-Jubiläum des renommierten Los Angeles Philharmonic mit sich. Wie dem Booklet-Text von Jon Burlingame entnommen werden kann, hat John Williams bereits 1958/59 als Pianist mit dem Los Angeles Philharmonic zusammen in der Hollywood Bowl gespielt. 1978 stand Williams diesem Orchester dann am selben Ort gar als Dirigent vor – es sollten noch viele Zusammenarbeiten folgen. Sprich, Williams und das LA Phil verbindet eine langjährige Freundschaft. Hiervon ist auch der seit 2009 verantwortliche künstlerische Leiter Gustavo Dudamel nicht ausgenommen, hat er doch u.a. auch schon ausgewählte Studioaufnahmen für Williams dirigiert (bspw. die «Main Titles» und «End Titles» von STAR WARS: EPISODE 7 – THE FORCE AWAKENS (2015)). Dudamel über Williams’ Musik: «Für mich ist John Williams’ Musik einzigartig und atemberaubend. Sie bewegt sich weit über rein bildbezogene Filmmusik hinaus und nimmt den Hörer überallhin mit.» Diese Verbundenheit mit einem der schillerndsten Komponisten unserer Zeit wollte auch während den 100-Jahre-Feierlichkeiten des Orchesters gebührend gefeiert werden, weshalb das LA Phil im Januar 2019 zum Konzertabend «Celebrating John Williams» geladen hat – und hiervon liegt nun diese gelungene Konzertaufnahme vor.
Die meisten Titel, die hier auf dem Album zu finden sind, dürften hinreichend bekannt sein. Sie gehören auf eine «Best of Williams»-Zusammenstellung wie das Amen in die Kirche – bspw. das Thema aus SCHINDLER’S LIST (1993) sowie die Hauptthemen aus STAR WARS (1977), JURASSIC PARK (1993), JAWS (1975), INDIANA JONES AND THE RAIDERS OF THE LOST ARK (1981), HARRY POTTER (2001 und 2002), CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND (1977) und SUPERMAN (1978). In besagten Fällen ist denn auch die Wahl der Stücke und Konzertarrangements nicht wirklich überraschend ausgefallen. Das Spiel der Musikerinnen und Musiker ist messerscharf wo nötig und samtig schwelgerisch wo erlaubt. Dudamel lässt nichts anbrennen. Alles erklingt aus einem Guss, ohne dass dabei Dynamik einbüssen würde.
Dass hier jedoch auch über das «reine Mainstream»-Programm hinausgedacht wurde, belegen miteinbezogene Stücke wie das «Sayuri’s Theme» aus MEMOIRS OF A GEISHA (2005), die Wahl des langen, genialen Stücks «Adventures on Earth» aus E.T. – THE EXTRA-TERRESTRIAL (1982; statt «nur» dem klassischen «Flying Theme») und die «Adagio»-Komposition aus THE FORCE AWAKENS (2015). Zudem ist mit dem hinreissenden und energiegeladenen Stück «Olympic Fanfare and Theme» (1984) ein super Konzert- und damit auch Album-Auftakt gelungen – wobei dies die einzige nicht-Filmmusik-Komposition auf dem vorliegenden Album ist. All diese Stücke und Suiten fügen sich auch zu einem angenehm abwechslungsreichen Gesamtprogramm zusammen – nicht nur, dass «Sayuri’s Theme», das Thema aus SCHINDLER’S LIST und das «Adagio» an sich wunderbare Stücke sind, sondern sie bieten mit ihren Fokussen auf die Streicher auch eine effektvolle, dramatische Entschleunigung zwischen den kraftvoll aufspielenden Bläsern in «Raiders March», «Throne Room and Finale», dem «Superman March» sowie verspielter Musik aus HARRY POTTER und dem epischen E.T.-Finale. Es ist müssig zu erwähnen, was für weitere Highlights man aus Williams’ Schaffen hier ebenfalls noch hätte mit draufpacken können – von weiteren sinfonischen Stücken über seine jazzigeren Kompositionen. Dass sich Gustavo Dudamel und das LA Philharmonic hier auf gut 90 Minuten – eine Konzertlänge – beschränkt haben, ist dem Hörgenuss zuträglich und alle auf diesem Album enthaltenen Melodien und Themen sind dem «Best of»-Motto absolut würdig. Was dieses Album von früheren, vorgenannten Hommage-Alben unterscheidet, ist, dass hier allesamt toll gelungene Neuaufnahmen erklingen. Hier kommt alles aus einem Guss, was das Hören sehr angenehm macht. Für die früheren Alben wurden überwiegend bestehende Aufnahmen, oftmals unterschiedlich abgemischt, auf einem neuen Album zusammengezogen. Daher darf «Celebrating John Williams» durchaus als neue Referenz im illustren «Best of Williams»-Reigen betrachtet werden.
Basil, 16.6.2019
CELEBRATING JOHN WILLIAMS
John Williams
Deutsche Grammophon (Universal)
95:29 Min.
9 Tracks