Jaws (Intrada)

Williams war fast immer dafür besorgt seine Filmmusiken auch einem erweitertem Publikum zugängig zu machen. So unterschieden sich bereits Welthits wie Jaws, der bereits sein 40jähriges Bestehen feiert, oder Star Wars (A New Hope) mehr oder weniger von ihrem Ausgangsmaterial in Filmen (Jaws wurde nach den ersten erfolgreichen Sneakpreviews für ein Album neu eingespielt, mit einem etwas kleineren Orchester übrigens). Doch es gibt diese Nerds, die an sich und eigentlich lieber das hören, was im Film vor sich geht. Die richtige Filmmusik eben. Einer dieser besonderen Wünsche ging bereits 2000 mit Jaws oder zum Beispiel 2002 mit E.T. in Erfüllung und zeigte Williams› Musik von einer anderen Seite, einer die auch abseits von gut gemachten LP-Produktionen bestehen kann. Auch die Indy-Trilogie (als es noch eine war) und Close Encounters of the Third Kind und kürzlich Jaws 2 und A.I. ereilten das selbe, für den Filmmusikhörer glückliche Schicksal.

Was für ein Kaliber man allerdings mit Jaws (der Filmmusik) in Händen halten würde, wurde bereits mit der 2000 erschienen 50 Minuten Version von Decca gewahr. Intrada packt nun nochmals 5 Minuten mehr drauf und hält in den Extras einige bemerkenswerte Alternates parat, die für einmal das Anhören dieser nicht immer ergiebigen Besonderheitensektion wirklich lohnen (man höre sich zum Beispiel „Great Chase“ (Alternate), „Quinn Meets His End“ (Alternate) oder „The Shark Approaches“ (Alternate) – huch, die Toms – an).

Also, man streiche die geglättete Altalbum Version anno 1975 aus dem Gedächtnis und gibt sich dieser Intrada CD hin. Augen auf und Ohren erst recht, denn das was wir hier zu hören kriegen sind Tracks mit Ecken und Kanten, mit spannenden Kniffen, Hörjuwelen und Interpretationen, die einen Riesenspass bieten – nicht nur für Spielberg- sondern ganz besonders auch für Williamsfans. Dabei muss man den Wert, den Jaws in der Filmmusikwelt darstellt (und die man in diesem Genre durchaus mit Herrmanns Psycho in einem Atemzug nennen darf) nicht nochmals erklären, es wurde schon viel über Ba-bamm… ba-bamm… geschrieben und wie genial die Begleitung ist, die Williams Bruce, dem Hai, wie er von der Filmcrew nicht nur liebevoll genannt wurde (schliesslich soff das Ding auch schon Mal ab), u.a. hier in Manfred Schreibers Rezi.

Tracks wie „Great Chase“, „Out to Sea“ oder „Man Against Beast“ bieten wunderbares Hörvergnügen (wie Williams meinte, Errol Flynn könnte jederzeit ins Bild springen) bereiten, aber auch Spannungstracks wie „Shark Tows Orca“ oder „Barrell Off Starboard“.
Ab Track 11 „Out to Sea“ spielt die Musik ausschliesslich für das letzte Filmsegment, der Jagd von Sheriff Brody, Hooper und Quint auf den grossen Weissen. Spärlich und überlegt platziert wurde die Musik zuvor im Film eingesetzt.

Einige Gedanken in Sachen Ton. Was Michael Matessino (er beschreibt es im beiliegenden Booklet ausführlich) mit dem für Monoabmischungen ausgelegten Material hier fabriziert hat, ist wahrhaftig faszinierend. Während er sich während einer Pause am Strand den Kopf zerbrach wie er daraus eine gute Stereoabmischung hinzukriegen sei, kam der Geistesblitz. Er positionierte die für diesen Score so wichtigen Bässe mittig, ab hier ergab sich alles. Das Resultat ist ein unheimlich druckvoller Ton, eine Präsenz wie man sie auch bei der 16jährigen Decca Scheibe nicht annährend erfahren durfte. Ich bin nun wahrlich kein Fan der „besserer Ton“ Legende, aber alleine deswegen ist eine Anschaffung der Intrada Scheibe wirklich zu überlegen, obwohl man denn schon alle anderen Ausgaben hat (sprich. LP, alte CD, die McNeely Einspielung – ja, die mit dem grässlichen Cover, Decca…). Dass diese Einspielung wesenlich rauer ist als die Albumeinspielung von Williams, ist eingangs erwähnt. Wer nur diese bisher sein Eigen nennt, der wird bei der neuen Intrada Scheibe grosse Ohren machen!

CD 2 übrigens bietet nebst dem alten Album auch Marching Band Stücke und anderes, das mehr oder weniger deutlich im off spielte. Übrigens spielt ein gewisser Steven Spielberg, der immer darauf bestand, sein Film lebe zu mindestens 50% von der Musik, in der Marschkapelle die Klarinette.

Und natürlich gibt es fünf Sterne!

Phil, 10.1.2016

 

JAWS

John Williams

Intrada 7145

CD 1: 70:20 Min. / 36 Tracks
CD 2: 45:29 Min. / 18 Tracks

 

 

 

 

 

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