Ich bin kein grosser Fan von Filmmusik-Konzerten, die eine reine Best-of-Sammlung präsentieren. Liveperformances zu einem Film oder in Suiten aufgeteilte Stücke sind mir wesentlich lieber. Andererseits muss der Liebhaber auch das gemeine Publikum im Kopf haben, welches filmmusikalisch weniger bewandert ist als wir.
Eine angenehme Ausnahme in der Highlights-Kategorie bildet die Liveaufnahme JOHN WILLIAMS & THE PRESIDENT’S OWN UNITED STATES MARINE BAND. Die hier vorgestellten Aufnahmen stammen aus den Jahren 2003 und 2008, aufgenommen im Kennedy Live Center of the Performing Arts in Washington D.C. Die Zusammenarbeit Williams’ mit der United States Marine Band geht zurück auf ein Konzert zu deren 205jährigem Bestehen im Jahr 2002. Es war das erste Mal, dass John Williams seine Kompositionen betreffend, eine Band ohne Streicher dirigierte – und das ist gleichzeitig das Besondere an dieser Aufnahme. Mit Ausnahme eines Stücks, SCHINDLER’S LIST, gibt es hier keine Streichinstrumente. Die Frage ist nun, ob ein Konzert in dieser Besetzung funktionieren kann? Ja, das tut es tatsächlich und gerade diese Arrangements für Blech, Holz und Perkussion geben vielen der Stücke einen neuen Schwung. Puristen werden vielleicht die Augen verdrehen, auch ich hatte zunächst Bedenken. Aber diese wurden schnell verworfen. Die Stücke klingen frisch, toll arrangiert und die Band spielt zum Grossteil wirklich umwerfend gut. Selbst für diejenigen, die genug Williams-Konzerte und Sampler im Regal haben – hier gibt’s frischen Sound!
39 Tracks inklusive Einführungen von John Williams sind hier zu hören. Bekanntes und Populäres wie «Main Title from» STAR WARS, «March from» SUPERMAN, «Raiders March from» RAIDERS OF THE LOST ARK, «Imperial March from» THE EMPIRE STRIKES BACK und «Adventures on Earth from» E.T. – THE EXTRA-TERRESTRIAL ist enthalten. Wir finden und hören aber auch Stücke, die Williams nicht immer und ausserhalb seines oftmals gewünschten und populären Programms einbindet: Die 18:33 Min. dauernde «Suite from» THE REIVERS inklusive Lesung des einstigen Senators von Wyoming, Alan Simpson. Die mitreissenden Nichtfilmmusikstücke «Sound the Bells», «Liberty Fanfare», «Olympic Fanfare and Theme» und das eigens für die Band von Williams komponierte «The President’s Own». Ein Knaller ist «March from» 1941 – wer könnte dieses Stück besser umsetzen als eine solche Band? Desweiteren hören wie Stücke aus HARRY POTTER AND THE SORCERER’S STONE, SUGARLAND EXPRESS (mit Solo für Querflöte), JAWS, CATCH ME IF YOU CAN, das von mir heiss geliebte «Overture from» THE COWBOYS) eine kleine Highlights-Suite genannt «Tribute to George Lucas and Steven Spielberg» mit kurzen Ausschnitten aus JAWS, STAR WARS, INDIANA JONES und dem «Flying»-Thema aus E.T., «The Adventures of Mutt from» INDIANA JONES AND THE KINGDOM OF THE CRYSTAL SKULL oder «The Tale of Viktor Navorski from» THE TERMINAL. Ein gelungenes Arrangement der US-Nationalhymne «The Star-Spangled Banner» ist ebenfalls enthalten.
Diese bisher nur als Download erhältlich Liveaufnahme hebt sich von anderen konzertanten Williams-Einspielungen durch die Besetzung und die hübschen, so angenehm anders klingenden Arrangements ab. Stein- und beinharte John Williams-Fans, die eigentlich fast Alles auswendig mitsummen können, werden hier ohnehin zuschlagen. Mit dem Download gelangen auch Liner Notes zum Hörer, durchaus eine feine Sache – und wer weiss, vielleicht lässt sich früher oder später doch noch ein Label erweichen und präsentiert uns JOHN WILLIAMS & THE PRESIDENT’S OWN UNITED STATES MARINE BAND in knackigem CD-Sound.
Phil 16.1.2021
JOHN WILLIAMS & THE PRESIDENT’S OWN UNITED STATES MARINE BAND
167 Min.
39 Tracks