The Education of Little Tree

Review aus The Film Music Journal No. 13/14, 1998

Mark Isham hat in den letzten Jahren seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt. Von elektronischer Thrillermusik wie THE HITCHER (1986) über Action wie POINT BREAK (1991), Jazz in COOL WORLD (1992) und orchestraler Dramatik für A RIVER RUNS THROUGHT IT (1992) bis zu melodiösen Kompositionen für FLY AWAY HOME (1996), fast alles war in seinem bisherigen Schaffen schon dabei. Dieses Mal präsentiert uns Isham eine ländliche, nordamerikanisch/irisch anmutende Musik für Holzbläser und Streicher, kreiert für Richard Friedenbergs THE EDUCATION OF LITTLE TREE (1997) über einen Cherokee-Jungen, der seine Eltern in der Zeit der grossen Depression verliert und nun bei seinen Grosseltern aufwächst – seine Herkunft und Traditionen werden ihm dabei nähergebracht.

Hauptsächlich, aber variantenreich auf einem eingängig schönen Hauptthema basierend, räkelt sich die Musik nach und nach in den Gehörgang. Ähnlich wie NELL (1994) besticht Ishams Score durch Originalität, Feinheiten und Ruhe, driftet dabei selten auch in düsterere Stimmungen ab. Soloeinlagen hält Isham für zwei Violinen, Flöten und Cello bereit. Eine gelungene Atmosphäre erreicht er ausserdem mit dem Einsatz eines Hackbretts. Native, indianische Einflüsse sind nicht auffällig vorhanden, aber hie und da zu erahnen – zumindest auf spirituelle Art und Weise (siehe NELL).

THE EDUCATION OF LITTLE TREE ist ein überraschendes filmmusikalisches Kleinod für einen völlig unbekannten Film (u.a. mit James Cromwell und Graham Greene). Eine Musik für ruhige, stille Momente.

Phil  |  1998

 

THE EDUCATION OF LITTLE TREE

Mark Isham

Sony

38:10 | 14 Tracks