Review aus The Film Music Journal No. 22/23, 2000
Wann genau hat Christopher Young eigentlich seine letzte wirklich exzellente Filmmusik geschrieben? In einigen Fällen seit NORMA JEAN AND MARILYN, COPYCAT und MURDER IN THE FIRST hatte ich zumindest vorübergehend den Eindruck; im Rückblick spricht allerdings die Staubschicht auf den CDs der letzten vier Jahre eine Sprache für sich.
THE HURRICANE kam auch mit einigen Vorschußlorbeeren, aber die ganze Anlage enttarnt die Partitur als genmanipuliertes Produkt gestriger und vorgestriger Bausteine, die Youngs Namen einst als große Hoffnung erscheinen ließen. Mangelnde Originalität spricht noch nicht gegen die neue Arbeit, wohl aber die Tatsache, daß die Elemente eben in den ursprünglichen Zusammenhängen mehr Impulse freizusetzen vermochten. Wie so oft etabliert Young einen Beat und legt eine introvertierte Melodie darüber -doch leider kommt es dann nie zu einem Durchbruch, wie ihn die Trompete in NORMA JEAN AND MARILYN erzielte. Sicher, es böte sich eine entsprechend negativ gewendete Deutung vor dem Hintergrund des Films durchaus an – kein Katastrophenspektakel, wie man meinen könnte, sondern die halb fiktive Biographie eines schwarzen Boxers – aber wenn man diese Hilfe in Anspruch nehmen muß, fragt es sich doch, ob das Album nötig war (eine Song-CD existiert ebenfalls).
Die Musik scheint ständig auf etwas außerhalb ihrer selbst Liegendes zu verweisen, aber da ich den Film nicht gesehen habe, stellt sich kein entsprechender Reflex ein. Insofern: ein typisches Beispiel für Filmmusik, die eher die Erinnerung an einen Kinobesuch erhält als musikalische Eigendynamik zu entwickeln -eine Sackgasse.
Matthias | 2000
THE HURRICANE
Christopher Young
MCA
58:14 | 15 Tracks