Copycat

Die Handlung dieses 1995 entstandenen Psycho-Thrillers gestaltet sich übersichtlich: Psychologin Helen Hunt bringt durch ihre Aussage den Serienkiller Daryll Cullum hinter Gitter, bevor dieser sie umbringen kann. Das Schema der Morde wird nun von einem anderen Killer übernommen. Und dieser setzt sich auf die Fährte der Psychologin, die allerdings durch eine manifestierte Agoraphobie ihr Haus nicht verlassen kann. Aus psychohygienischen Gründen nimmt die Angstneurotikerin natürlich den Kampf mit dem wahnsinnigen Täter auf.

Der perfekt inszenierte Film wurde von Christopher Young vertont. Die Musik fällt allerdings erstaunlich blass aus – ist man denn gewillt diese Musik mit anderen Arbeiten des Komponisten zu vergleichen. So ist das COPYCAT-Hauptthema, von dem Young einmal sagte, es klänge wie JENNIFER 8, doch recht weit von dieser Melodie entfernt. Dem Thema fehlt Sinnlichkeit und Magie, passt allerdings gut zur angespannten Hauptfigur, die sich mit ihrer Phobie herumplagt.

Dieses Hauptthema ist fast identisch mit der im selben Jahr komponierten Musik zu THE NET aus der Feder von Mark Isham. Der Leser vergleiche nur den „Main Title“ des Copycat-Albums (ab 0:10) und Mark Ishams Komposition (Act II ab 8:20). Die Parallelen sind gravierend; trotz detektivischem Aufwand hat sich mir leider nicht offenbart, welche Musik zuerst entstanden ist. Rein spekulativ ist davon auszugehen, dass Young sich bei der Entwicklung des COPYCAT – Themas eher an JENNIFER 8 orientiert hat. Aufgrund des großen Erfolges hat sich Isham vielleicht dieses Themas angenommen. Fast identisch mit COPYCAT – und das setzt dem Fass die Krone auf – ist auch das Hauptthema aus SPECIES, ebenfalls von Young. (Hierzu vergleiche man COPYCAT „Main Title“ (ab 0:00) und SPECIES „Main Title“ (ab 2:14)). Wobei die SPECIES-Variante so orchestriert ist, dass einem sofort James Horners SNEAKERS in den Sinn schießt.

Und weiter: Zum Youngschen Konzept des Selbst- und Fremdzitierens gehören natürlich auch hochkarätige Kollegen wie Bernard Herrmann und Jerry Goldsmith. So zu hören in „Stick Him Or Shoot Him“. Hier wird Herrmanns Duschkabinen-Motiv aus PSYCHO wiederverwendet, und sofort darauf darf sich Jerry Goldsmiths’ ALIEN geehrt fühlen. Somit nimmt sich die Arbeit wohl nicht sonderlich ernst. Dies spiegelt sich auch in der Albumgestaltung wider: Eröffnet wird es mit drei Trance-Techno-Stücken, abgeschlossen wird die CD mit zwei Opernauszügen. Zwischendrin findet man das COPYCAT-Scoring. Was für eine schräge Mischung!

Fazit: Funktionale Routine-Filmmusik. Die Komposition ist eine kleine Plagiate-Sammlung, die sich selbst auf die Schippe nimmt, und dies im Album-Release zur Schau stellt. Auch wenn viele Filmmusik-Liebhaber den Score in höchsten Tönen loben, und um Film und Musik einen gewissen Kult abhalten: Young kann innovativ arbeiten, was er mit seiner Musik zu COPYKILL, so der deutsche Titel, nicht bewiesen hat.

Oliver

COPYCAT

Christopher Young

Milan

63:06 Min.
20 Tracks