Sachsens Glanz und Preussens Gloria

Review aus The Film Music Journal No. 20, 1999

Hierbei handelt es sich um einen aufwendigen TV 6-Teiler des Fernsehens der DDR aus den Jahren 1986/87. Die Handlung führt uns in die Mitte des 18. Jahrhunderts, in die Zeit des Siebenjährigen Krieges. In prächtigen Bildern wird höfisches Leben mit all seinen Annehmlichkeiten (Bälle, Empfänge, Festgelage, Reiterspiele und Jagden) geschildert. Aber auch die Kehrseite der Medaille wie Intrigen, politische Machtkämpfe, Militarismus und Schlachtgetümmel sowie Liebschaften und Liebe, Treue und Verrat sind Inhalt dieses sehenswerten und erfolgreichen Films.

Karl-Ernst Sasse hatte die umfangreiche und mühsame, aber auch schöne und interessante Aufgabe dieses Werk als Komponist zu betreuen. Und ich muß sagen, er hat diese Aufgabe bravourös erledigt. Karl-Ernst Sasse orientierte sich stilistisch an der Musik aus dieser Epoche. Das spürt man besonders bei den Teilen der Musik, die mit dem höfischen Leben in Zusammenhang stehen. Grandiose Ballmusiken mit fantastischen Streichereinsätzen, Polonaisen, Menuette und Gavotten erklingen ebenso wie schmetternde Fanfaren und zarte Liebesthemen.

Für die Reitszenen wie Jagd und Reiterspiele aber auch eilige Boten und flüchtende Reiter schuf der Komponist mitreißende Themen in verschiedenen dem jeweiligen Anlaß entsprechenden Variationen. Für die Liebesthemen bediente sich K.-E. Sasse auch der verschiedensten Instrumente von verträumten Streichern, zarten Flöten und einem bezaubernden Glockenspiel. Emotional spannen sich die Liebesthemen von leicht verspielten, heiteren Klängen über schöne lyrische Melodien bis zu tragisch-düsteren Tönen. Einen großen Raum in diesem Score nimmt die Musik militärischen Charakters ein. Besonders beeindruckend erscheint mir die Marschmusik, die häufig recht düster ausfällt und den doch imposanten Anblick marschierender Armeen der damaligen Zeit gleichermaßen widerspiegelt wie die Tragik und das Elend, das diese Armeen mit sich brachten.

Das Ganze ist mit viel Liebe und Sorgfalt vom Komponisten selbst instrumentiert und zeugt vom hohen Können Sasses. Mit dem DEFA-Sinfonieorchester, dirigiert von Manfred Rosenberg, stand dem Komponisten ein exzellenter Klangkörper zur Verfügung.

Bewußt habe ich keine einzelnen Tracks hervorgehoben oder Anspieltipps gegeben. Die Musik ist, eigentlich in der Form selten bei Filmmusik, so komplex, dass es sich empfiehlt sie als Ganzes zu hören. Die Zeit sollte man sich nehmen, sie vergeht wie im Flug und bietet pures Hörvergnügen. Erwähnen sollte ich noch, daß die CD 1 zweiundzwanig Tracks aus den Teilen fünf und sechs beinhaltet und die CD 2 fünf lange Suiten aus den ersten vier Teilen. Warum das so gehandhabt wurde, kann ich nicht sagen. Auch nicht warum statt einer Doppel-CD zwei Einzel­CDs erschienen sind, was sich auf den Anschaffungspreis negativ auswirkt. Aber ansonsten kann ich die CDs nur empfehlen, zum einen weil sie wunderbare Musik enthalten und zum zweiten weil Filmmusik aus der DDR auf CD ja fast «exotisch» ist, hoffentlich bleibt das nicht so.

Ronald  |  1999

SACHSENS GLANZ UND PREUSSENS GLORIA
Karl-Ernst Sasse
FHR 10101 / FHR 10102
70:51 | 22 Tracks
72:62 | 5 Tracks