Roughing It

Review aus The Film Music Journal No. 30, 2003

Wenn man mit Musiken zu neuen Western konfrontiert wird, gibt es einige wenige Wunschvorstellungen in Sachen Komponisten: Jerry Goldsmith, Basil Poledouris, James Newton Howard, vielleicht noch einen Silvestri, ganz sicher aber Bruce Broughton, der die neuzeitliche Wild West-Musik mit TOMBSTONE und SILVERADO geprägt hat. Nun kommt er mit dem TV-Film ROUGHING IT zu neuen Genreehren, in dem er den legendären Schriftsteller Mark Twain (gespielt von James Garner) bei einem seiner abenteuerlichen Erlebnissen begleitet.

Broughton lässt seine Musik in vortrefflichem Ambiente erstrahlen. Das gloriose Eröffnungsthema in «Nervous Preperation» und das mit Sams Charakter verbundene Thema, in «The Clemens Brothers» zu hören (beide sind meist gemeinsam hör- und kaum trennbar), ist eine typische Stilstudie des Komponisten mit einer Anhäufung thematischer Eindrücke, die für die heutige Zeit der identifikationslosen Hintergrundmusiken schon einen gewissen Stellenwert erhalten sollte. Für den Badguy hält Broughton ein düsteres Motiv bereit, das entweder zum Teil oder sogar vollständig mit elektronischen Beihilfen ertönt. Dass es dabei mit 4:30 Min. ausgerechnet einen der längeren Tracks trifft, in denen Broughton vollständig auf Orchestersamples zurückgriff, ist sehr bedauerlich. Umso fragwürdiger, dass dieses wirklich uninspirierte Stück überhaupt auf die CD musste.

Doch Broughton findet wieder zum wohlig orchestralen Klang mit feinen solistischen Beigaben zurück und interpretiert etwa in «Sam Moves On» und besonders trefflich in «Walking Nevada» delikat das Hauptthema. Daneben taucht noch ein verspielteres Motiv in «Underway» auf und Broughton zeichnet die Situationen, denen Sam begegnet, mit Einspielungen und vielen Variationen dieser Themen. Die negativen Happen unter den vielen gluschtigen Appetithäppchen der CD sind wohl in den oft recht kurzen Tracks – 38 Stücke teilen sich 75 Minuten – und der stellenweise leider etwas kleinen Besetzung der Sinfonia of London, auch mal mit Synthesizern ergänzt, zu suchen. Das Budget war wohl von der magereren Sorte, im TV-Business natürlich nichts Besonderes.

Nichtsdestotrotz ist ROUGHING IT ein wunderbares Beispiel für gepflegte Kompositionskunst à la Bruce Broughton, wenn auch nicht an den heroisch-agilen SILVERADO oder den heimatlichen O PIONEERS! heranreichend.

Phil  |  2003

ROUGHING IT

Bruce Broughton

Intrada Special Collection

75:01 | 38 Tracks