Ransom

Review aus The Film Music Journal No. 9/10, 1997

Howard Shore wurde als Komponist von Ron Howards neuem Film RANSOM (1996) mit Mel Gibson in der Hauptrolle seit langem vorangekündigt. Schlussendlich aber sollte es James Horner sein, der mit Howard auf eine erfolgreiche Gemeinschaftskarriere blicken kann (COCOON, 1985; WILLOW, 1988 und APOLLO 13, 1995 – und die schliesslich weitere Filme wie A BEAUTIFUL MIND, 1991 oder THE MISSING, 2003 nach sich ziehen würden, Anm. 2021) und der einen Score von Shore ersetzen würde. Mel Gibson spielt einen Multimillionen Dollar schweren Besitzer einer Fluglinie, auf dessen Sohn es eine Gruppe Entführer abgesehen hat. Tom Mullen (Gibson) kehrt das Spiel schliesslich um und offeriert das geforderte Lösegeld als Kopfgeld, um Jagd auf die Entführer zu machen.

Die hier vorgestellte CD enthält neben rund 50 Minuten Musik aus Horners Feder zusätzlich sechs äusserst lärmige Stücke, geschrieben von Billy Corgan. Ich konnte mich auf Grund ungenügender Hörgeduld nicht dazu hinreissen, mich mit Corgans Anteil eingehender zu beschäftigen, kann aber bestätigen, dass Teile davon als Musik im Film, also als source music, eingesetzt werden und im Film unter anderem dann zu hören sind, wenn es darum geht dem entführten Sean keine Anhaltspunkte zu Ort oder Gesprächen zu bieten.

James Horners Musik für diesen Thriller ist beileibe eine schwere, bleierne Angelegenheit, derer man keine allzu grosse Originalität zuschreiben kann. Doch dem Komponisten ist zugute zu halten, dass ihm gerade mal zehn Tage dafür blieben. Fans werden möglicherweise begeistert vom 12 Minuten langen Track «Delivering the Ransom» sein, der allerdings unverblümt Passagen aus CLEAR AND PRESENT DANGER (1994) rezitiert, wie es dann und wann auch ein Teil der verbleibenden 38 Minuten Musik tun. Schlaghölzer, tiefe, grollende Klavierrhythmen, unversehens hereinbrechende Attacken des Blechs, wirbelnde Streicher, immer wieder unterstützt von viel Perkussion.

RANSOM ist ein unterkühlter, düsterer Genrescore, ohne Gefühle und auf Spannung bedacht, um die Geschehnisse voranzutreiben. Selbst in den etwas beschaulicheren Momenten wie in «A Dark Reunion» bleibt ein ungutes Gefühl haften. Horner hebt dies mit tremolo der Streicher und distanziert wirkenden, tiefen Blechbläsern hervor. Ähnlich hat er es seinerzeit in ALIENS (1986) erfolgreich bewerkstelligt. Eine kleine Überraschung birgt «End Credits», wenn Horner ein deftiges tutti zum finalen Höhepunkt bringt, anstatt sein Orchester langanhaltend ausklingen zu lassen – wie wir es oftmals von ihm zu hören bekommen haben.

Kein überragendes, aber auch kein zu verachtendes Filmmusikereignis, dazu ist RANSOM zu wenig «anders» und zu «typisch» Horner. Angesichts des immensen Zeitdrucks bleibt aber immer noch eine bemerkenswerte Filmmusik.

Phil, 1997

 

RANSOM

James Horner

Hollywood Records

73 Min.
14 Tracks