Music by John Williams

Auf Disney+ ist derzeit die Dokumentation MUSIC BY JOHN WILLIAMS zu sehen, die Einblick in Leben und Schaffen des grössten noch lebenden und vielleicht eines der einflussreichsten Filmkomponisten überhaupt gibt.

Laurent Bouzereau, der einige bemerkenswerte «Making Ofs», unter anderem zu vielen Steven Spielberg Filmen, gedreht und die INDIANA JONES Soundtrack Collection Box produziert hat, hat ein teils weit zurückgehendes Porträt des 92 Jahre alten Williams inszeniert, in dem einige Weggefährten, allen voran natürlich Steven Spielberg, aber auch ein George Lucas oder Chris Columbus und natürlich der Maestro selbst (den wir auch am Klavier sehen und hören) zu Wort kommen. Manche Statements sind äusserst knapp gehalten, so etwa jene von Lawrence Kasdan (THE ACCIDENTAL TOURIST) und James Mangold (INDIANA JONES AND THE DIAL OF DESTINY). Es fehlt Oliver Stone für den Williams immerhin drei Filme musikalisch unterlegt hat.

Von seinen Komponistenkollegen kommen Alan Silvestri, Thomas und David Newman zu Wort, ebenso sind musikalische Begleiter wie Yo-Yo Ma und Itzhak Perlman zu sehen.

Begleitet von einigen wirklich feinen, frühen Fotos des Komponisten werden Einblicke in dessen Werdegang als Pianist, Orchestrator und Komponist von Fernsehserien offenbart und während die Zusammenarbeit mit Steven Spielberg, natürlich, eingehend gezeigt wird und das Verhältnis der beiden als liebevoll bezeichnet werden kann, reicht die Zeit der Doku nicht aus um auf einige wichtige Scores von Williams einzugehen. Das ist schade, vielleicht wäre ein Zweiteiler hier dem Komponisten (und Fan) gerechter geworden? Immerhin gibt es kurze Schnipsel zu THE REIVERS und THE COWBOYS, während die eher düstere musikalische Seite Williams’ mit THE FURY, DRACULA, NIXON oder SLEEPERS keine Erwähnung findet.

Zeitlich gesehen ist das verständlich, vom Werk her ist es sicher ein Stolperstein, insbesondere da der Sänger von Coldplay mehrmals zu sehen und hören ist. Das ist befremdlich, denn mit John Williams hat diese Band etwa so viel am Hut wie ein Dartspieler, der zur Musik von JAWS oder dem «Imperial March» aus EMPIRE STRIKES BACK einläuft.

So ist MUSIC BY JOHN WILLIAMS zwar die kompletteste filmische Dokumentation den grossen Filmkomponisten betreffend, dennoch bleibt ein bisschen das Gefühl von «hätte ich auch noch ganz gerne gesehen» zurück. Andererseits: Würde es solche Dokus zu Komponisten wie Jerry Goldsmith, James Horner oder Miklós Rózsa geben, wir könnten uns wirklich glücklich schätzen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Phil | 11.11.2024

MUSIC BY JOHN WILLIAMS
Regie: Laurent Bouzereau
Kamera: Toby Thiermann
mit: John Williams, Steven Spielberg, Ron Howard, J.J. Abrams, George Lucas, Alan Silvestri, Thomas Newman u.a.