Jurassic World: Dominion

Michael Giacchino ist der letzte Vertreter eines grossorchestralen, thematischen Stils (oft bewiesen in den letzten Jahren), der leider nach und nach verloren geht und den wir ansonsten nur noch von Komponisten wie Danny Elfman und James Newton Howard, stellenweise auch Alan Silvestri und wenn Marco Beltrami ausnahmsweise in die Vollen eines grossen Orchesters greift, zu hören bekommen. Umso höher sind seine Arbeiten für mich als Fan, der mit Scores der 70er und 80er Jahren aufgewachsen ist, zu werten.

Nein, ich bin kein Fan der JURASSIC PARK Neuauflagen JURASSIC WORLD, zumindest filmisch gesehen. Teil 1 empfand ich als beleidigend dumm, Teil 2 war eine Spur besser und im dritten (und möglicherweise letzten) Teil holte man mit Laura Dern, Sam Neill und Jeff Goldblum angestammtes Personal aus den JURASSIC PARK Filmen zurück. Besonders gut angekommen ist dies nicht, obschon das Einspielergebnis in den USA mit weit über 300 Mio. $ für die schlechten Kritiken sicher ein wenig entschädigte, jedoch um einiges hinter den beiden «Vorgängern» zurückblieb.

Ständiger Begleiter der Serie ist dankenswerterweise Michal Giacchino, der bereits für JURASSIC WORLD (2015) und JURASSIC WORLD: FALLEN KINGDOM (2018) musikalisch tätig gewesen ist und damit jeweils für das absolute Highlight der beiden Filme sorgte – seine Scores sind überdurchschnittlich, insbesondere im Vergleich was uns die Filmmusik in dieser sonst so mauen Ära bietet. Bei DOMINION (2022) setzt Giacchino gewohnt auf mächtige orchestrale Klänge und häufige eingebundene elektronische Beigaben und Rhythmen, angereichert mit einigen wenigen gefühlvoll zurückhaltenden Momenten. Giacchino schafft es lockerflockig und wie aus einem Guss Themen aus den vorhergehenden JURASSIC WORLD Abenteuern einzubinden, inklusive natürlich des JURASSIC WORLD Themas. Dieses Mal werden vermehrt auch John Williams’ Themen («A Sattler State of Affairs/Alan for Granted/Sattler?/I Barely Know Her», «A Dimetrodon a Dozen» oder auch in «Giganosaurus on Your Life») wiederverwendet, teils sofort erkennbar («I Barely Know Her» zum Beispiel), teils etwas «versteckter» oder als Variation wiedergegeben wie in «The Campfire in Her Soul».

Desweiteren ist freilich Owens (Chris Pratt) Thema enthalten, so in «It’s Like Herding Parasaurolophus» und «Free-Range Kidnapping», während wir in «The Wages of Biosyn» ein neues Thema zu hören bekommen (Marimba, Streicher, Holzbläser). Exotisches Lokalkolorit mit arabischen Sprenkeln, in das orchestrale Umfeld eingestreut, ist im Track «This Dodgson Burns Bright/The Maltese Dragons» sowie im ausgesprochen mitreissenden «In Contempt of Delacourt/Dance of the Atrociraptors» zu vernehmen, während wir in «Wu-ing for Redemption» Giacchinos FALLEN KINGDOM Thema zu hören bekommen. Die zweite Hälfte der CD – und wir sprechen hier von der CD, nicht dem Download – geht in manchmal fast frenetischem Tempo und mit viel Action voran, nur durchbrochen vom ein oder anderen Suspensetrack. DOMINION enthält gefühlt mehr Actionmaterial als die beiden Vorgänger, erscheint düsterer, stellenweise chaotischer und dürfte sich wohl als für manch einen als schwierigereres Hörerlebnis denn Giacchinos erste beiden JURASSIC WORLD Scores darstellen. Wer sich dem aber hingeben mag, erhält ein grandios orchestriertes Stück Filmmusik (und eine tolle Schlusssuite von fast 9 Minuten Länge), das voll aufgedreht, damit auch die Nachbarn mithören können, grossen Spass bereitet. Filmmusikalisch sind mir die ersten beiden Giacchino-Dino-Abenteuer aber doch lieber.

Die vorliegende CD bietet 77 Minuten Musik und 22 Tracks, der Download hingegen enthält 107 Minuten und 32 Tracks. Derweil ist noch nicht bekannt welches Sequencing bzw. welche Länge die kommende Doppel-LP enthalten wird.

Phil  |  24.09.2022

JURASSIC WORLD: DOMINION
Michael Giacchino
Back Lot Music
77:23 | 22 Tracks