Review aus The Film Music Journal No. 13/14, 1998
Nach einer kurzen ruhigen Phase und drei mehr oder weniger erfolgreichen Komödien (SPACE JAM, 1996; ONE FINE DAY, 1996 {hübscher Film, nette Musik}; FATHER’s DAY, 1997) folgt endlich wieder ein Score aus dem dramatisch spannenden Schaffen von James Newton Howard. Hier zu Taylor Hackfords Der-Teufel-sitzt-im Gerichtssaal-Film THE DEVIL’S ADVOCATE (1997) in dem Keanu Reeves einen jungen und erfolgreichen Anwalt spielt, der von einer grossen New Yorker Firma eingeladen, wird, um dort Fälle zu bearbeiten. Seine Ehefrau (Charlize Theron) bekommt es kurz nach dem Umzug mehr und mehr mit Visionen und Angstzuständen zu tun, kein Wunder, denn die Anwaltsfirma leitet der leibhaftige Teufel, gespielt von Al Pacino in einer Paraderolle. Die Kritik war dem Film nur mittelmässig wohl gesonnen, das Starpotential von Pacino und Reeves war aber doch stark genug um weltweit einen durchaus anständigen Erfolg des Films garantieren.
Howards Musik wandelt zwischen FLATLINERS (1990) ähnlichen Klanggebilden und Chorpassagen, besticht durch leise eingewobene Solopassagen der Holzbläser sowie einer von Howard gewohnt gekonnten Mischung mit Elektronikanteilen und Orchester («Barzoon»). THE DEVIL’S ADVOCATE ist eine seiner in der letzten Zeit originelleren und komplexeren Musiken. Bedrückend gestaltete Momente, die wiederum nicht überkompliziert aufgebaut sind, finden sich in «Montage». Anders als andere seiner Kollegen verzichtet Howard im Zusammenhang mit der diabolischen Thematik des Films und des wahrhaftig teuflisch gut spielenden Al Pacino darauf, lateinischen Chorgesang zu verwenden. Howards Choreinsatz ist eher zurückhaltend, fast dezent und nur in wenigen wirklich dramaturgisch passenden Stücken wie «Time» und «Fire» vorherrschend. In «Can’t Have Children» und «57th Street» ist ein Knabensopran zu hören – fast zerbrechlich anmutend. Einfach zugänglich ist der düstere Score nicht, Howard hat schon leichtfüssigeres und heroischeres Material geschrieben. Aber THE DEVIL’S ADVOCATE ist eine andere Art Film, die eher im Horror und Übernatürlichen angesiedelt ist.
Der Hörfluss der CD wird von drei Dialogtracks und zwei Tracks (unter anderem einem Stück von Johannes Sebastian Bach), die nicht aus Howards Feder stammen, unterbrochen.
Phil | 1998
THE DEVIL’S ADVOCATE
James Newton Howard
TVT
50 Min. | 26 Tracks