Nach DEADLY BLESSING (1981) im Sommer legt Intrada mit einem weiteren Frühwerk von James Horner nach: HUMANOIDS FROM THE DEEP (1980) stammt aus Roger Cormans New World Pictures Schmiede, in der sich James Horner seine Sporen mitabverdiente. Mit Doug McClure und Vic Morrow sind bei diesem Schocker zwei durchaus geläufige Schauspieler mit von der Partie. Im selben Jahr in dem HUMANOIDS FROM THE DEEP entstand, legte Horner BATTLE BEYOND THE STARS.
HUMANOIDS versucht mitunter JAWS (1975) abzukupfern (tatsächlich wurde PIRANHA, 1978, Regisseur Joe Dante angefragt, ob er den Film inszenieren würde), wenn es auch statt eines gierigen weissen Ungetümhais nicht weniger gierige, aber eher humanoid-fischige Meereskreaturen sind – auf Experimente mit Futter für Lachse zurückzuführen (die Tiefseedinger haben optisch durchaus was von CREATURE FROM THE BLACK LAGOON… Monsterexperte Rob Bottin hatte seine Finger drin und dran), welche ein Fischerdorf auf den Kopf stellen und, ja, was für eine Idee, gar vergewaltigend unterwegs sind. Corman griff nach Beendigung der ersten Schnittversion recht heftig in den Film ein, schnitt einige der erzählerischen Momente aus dem Film und heuerte den Second Director an, um mehr Sex und Nacktheit in den Film zu bringen – ganz zum Missfallen von Regisseurin Barbara Peeters, die davon erst bei der Preview erfuhr.
Horner wäre nicht Horner, wenn er nicht auch bei HUMANOIDS Zeit für zwei Themen finden würde. Eines wird meist von einer Solo-Trompete gespielt und taucht immer wieder, kürzer und länger sowie von anderen Instrumenten gespielt auf und lässt das «Liebesthema» aus GORKY PARK (1983) erahnen. Das zweite Thema untermalt in durchaus depressiver Stimmung das Fischerdorf und deren Bewohner.
Der Film ist im Horrorgenre angesiedelt und so sind die meisten Tracks in der Spannungs- und Gruselmache zu finden. Pièce de résistances diesbezüglich sind das das zweite Stück des Scores «The Buck-O» und das drei minütge «Carol’s Final Confrontation». In den Suspense vermittelnden Tracks sind Klänge und Effekte (der in STAR TREK: THE MOTION PICTURE prominent eingesetzte Blaster Beam etwa) zu hören, die Horner in STAR TREK II: THE WRATH OF KHAN (1982) und ALIENS (1986) wieder auffassen würde, doch auch Echoplexeffekte à la Jerry Goldsmith sind zu vernehmen; und nicht zuletzt hat Goldsmith gerne die Solo-Trompete als Mittel für «verlorene Seelen» eingesetzt. In «Aftermath» kramt Horner nochmals sein «zweites» Hauptthema hervor, lässt das Stück aber auf einer wenig positiven Note enden (so wie es auch der Film tut und eine unvergessene Szene aus ALIEN klaut). Dirigiert hat den Score übrigens niemand Geringeres als David Newman.
Interessant die Stelle in den Liner Notes von John Takis, in der James Horner erzählt, dass er bei den Corman-Produktionen freie Hand gehabt habe und der «Meister» nur zu Previewzwecken zu sehen gewesen sei.
Und während ich diese Zeilen schreibe, bemerke ich, dass ich 2011 bereits eine Rezi zu HUMANOIDS FROM THE DEEP verfasst hatte. Die CD damals stammte von buysoundtrax und war a) eine Wiederauflage der alten Cerberus LP, enthielt b) drei Suiten von Christopher Lennertzs Musik zum Fernsehremake, das 1996 entstand und c) eine sogenannte «Outtakes»-Suite der Laserdisc (?) listete.
Intrada nun teilt die CD in einen 41:25 Minuten dauernden, chronologisch geführten Scoreteil mit bisher nicht auf Tonträger zu findenden Tracks und eine erneute Wiederauflage der Cerberus LP auf. ½ Pünktchen mehr gibt es hier für Intradas Mehrarbeit und das Booklet.
Phil | 06.11.2023
HUMANOIDS FROM THE DEEP
James Horner
Intrada
75:36 | 38 Tracks