Review aus The Film Music Journal No. 20, 1999
THE 13TH WARRIOR durchlief als Filmproduktion einige schwierige Phasen. Nach desaströsen Testvorführungen mit Musik von Graeme Revell übernahm Autor Michael Crichton (WESTWORLD, 1973) kurzerhand das Projekt von John McTiernan (DIE HARD, 1988). Revells Musik wurde rausgeschmissen, einige Szenen wurden neu gedreht. Zu guter Letzt lässt der Film dennoch einiges zu wünschen übrig und offen, wer denn nun diese üblen, in Bergen und Höhlensystemen lebenden Monster genau sind. Mit von der Partie sind Antonio Banderas und in einer Nebenrolle Omar Sharif. So oder so, Hauptsache Jerry Goldsmith durfte ran, der für Crichton COMA (1978), FIRST GREAT TRAIN ROBBERY (1978) und RUNAWAY (1984) vertonte und somit eine gewaltige Erwartungshaltung mitbrachte. 13TH WARRIOR floppte übrigens trotzdem, dank guten Marketings holte der Film aber mit satten Videoverkäufen seine Kosten wieder rein.
THE 13TH WARRIOR (1999) vermag locker mit viel und gerne gehörten, enthusiastisch gelobten Genre-Kompositionen von Jerry Goldsmith wie FIRST KNIGHT (1995) oder LIONHEART (1987) mitzuhalten. FIRST KNIGHT war nie ganz vorne bei meinen Favoriten des Komponisten und LIONHEART verfügt über eine recht simple Grundstruktur, allerdings mit wunderschönen Themen ausgestattet. Das Wikingerepos darf durchaus als Weiterentwicklung bereits ausprobierter und bestens funktionierender Mechanismen beschrieben wurden, Chor in FIRST KNIGHT, das Erhabene in LIONHEART, und gipfelt in den Überblendungen aus diesen beiden Werken. Es setzt also der Wiedererkennungseffekt ein, der gepaart mit Goldsmiths Stil einen wohligen Gänsehautschimmer bei uns Vorbelasteten entstehen lässt.
Wieso kommt 13TH WARRIOR in Fankreisen so gut an? Der Score ist eine Ohrenweide für thematisch Verwöhnte, die Filmmusiken ohne thematische Verbindungen nicht abkönnen. Der 1990er Goldsmith ist darin ein wahrer Meister und überschüttet uns hier gleich mit mehreren deftigen Ohrwürmern (von denen mir am besten «Exilded» gefällt) und motivischen Haltegriffen. Gewürzt hat er seine Partitur mit epischen Orchestrationen, dessen grobes Schlagwerk das Herz von Fans der Perkussion höherschlagen lässt. Interessant wäre zu erfahren, wieso Goldsmith sein Hauptthema in «Old Bagdad» kurz einbrechen lässt, nachdem er es so fein gesteigert hat. Wahrscheinlich ist es filmisch und somit «richtig» zu erklären. Mit 55 Minuten ist die CD durchaus gut bemessen, kurzweilig und dank Goldsmiths Themen und nie langweiliger Instrumentation vielfältig gestaltet. Es ist anzunehmen, dass es einiges an Musik gibt, die wir auf der Varèse Scheibe nicht zu hören bekommen haben. Vielleicht ist dereinst die Möglichkeit einer langen Ausführung gegeben. Es wäre schön! Derweil geben wir uns aber mit dieser prächtigen Komposition zufrieden, die im selben Jahr entstanden ist, wie THE MUMMY (1999) und mit diesem Score ein zünftiges Filmmusik-Pärchen von Goldsmith bildet.
Phil, 1999
THE 13TH WARRIOR
Jerry Goldsmith
Varèse Sarabande
55 Min.
16 Tracks