Planet of the Apes Collection

Gleich vorweg, bei dieser 5 CD Box zu allen fünf Filmen handelt es sich um Re-Issues. Alle sind in der vorliegenden Form bereits bei anderen Labels (Varèse und Film Score Monthly) erschienen. Wer diese also bereits besitzt, kann sich das Geld für weitere filmmusikalische Abenteuer durchaus aufheben. Sollte dies aber nicht der Fall sein, dann bietet sich hier die einmalige Gelegenheit auf einen Schlag alle fünf Scores zu den Filmen, die zwischen 1968 – 1973 erschienen, zu erhalten. Lohnen tut sich das auf alle Fälle.

PLANET OF THE APES war 1968 ein Ereignis. Der Film mit einem tollen Charlton Heston war ein Hit, überzeugte mit klugem Drehbuch von Michael Wilson und TWILIGHT ZONE-Macher Rod Serling, noch nie zuvor gesehenen Make-Up Effekten und einem absoluten Knaller von einem Ende. Zum Erfolg beigetragen hat ohne Zweifel Jerry Goldsmiths grandiose, unerreichte Musik, die mit allerlei speziellen Instrumenten angereichert wurde (Rams Horn, eine Unmenge an unerwartetem, perkussiven «Missbrauch» unter anderem von Stainlesssteel-Schüsseln und Perkussionsinstrumenten, von denen nicht wenige zum ersten Mal hörten etc.), das alles gekleidet in 12-Ton Musik und ausgestattet mit dem was Goldsmith immer auszeichnete: Zu wissen wann keine Musik einen gleich starken Eindruck hinterlassen würde, wie ein beispielhaft konstruierter und eingesetzter Score. Bemerkenswert auch: Goldsmith hat keine frühen Synthies verwendet, wie es zu jener Zeit und in dem Genre durchaus en vogue war (und er es des Öfteren auch tat). Interessant auch, dass Goldsmith nicht erste Wahl war. Lange Zeit waren Blake Edwards und mit ihm Henry Mancini mit dem Projekt verbunden, nach dem Abgang Edwards und dem Wechsel von Warner zu 20th Century Fox war Leonard Rosenman Favorit für den Score. Schaffner arbeitete zuvor bei THE STRIPPER und im TV mit Goldsmith, der ausserdem zu jener Zeit bei Fox unter Vertrag war.
Die Zeit und der Score, Goldsmith war reif für einen Oscar – doch über eine Nominierung (es gab noch eine für die besten Kostüme), kam er nicht hinaus: Goldsmith «verlor» gegen John Barry (THE LION IN WINTER), einer der grössten Aufreger in Sachen «Oscar hit and misses». Nach diversen Veröffentlichungen, die alle die 25 Minuten Laufdauer und das Auslassen eines der bleibenden und wichtigsten Tracks, «The Hunt», mit dem schockierenden ersten Blick auf den bewaffneten Gorilla auf seinem Pferd war es zunächst Intrada (mit einer 40 Minuten Disc) und später Varèse Sarabande, die den hoffenden Fan endlich mit einer packenden 50 Minuten Version beglückten. Neu ist bei La-La Land das Booklet mit Liner Notes von Jeff Bond und anderen Artwork.

Charlton Heston machte beim ersten Sequel nur unter der Bedingung mit, dass danach wirklich Schluss sei mit dem Affentheater, nicht nur für ihn, weil er eh kein Freund von Sequels war und fand, der erste Film sei unerreichbar und für sich alleinstehend. Also ist er in BENEATH THE PLANET OF THE APES für einige Minuten zu sehen, doch die Intensität des Originals erreichte BENEATH nicht. Man beschränkte sich auf Sequenzen und Szenen, die so oder ähnlich bereits zu sehen waren und auf eine unterirdische Lebende Spezies von Mutanten, die apokalyptisch eine Atomrakete anbeteten (das allerdings macht durchaus Sinn…). Goldsmith war mit PATTON beschäftigt (ebenfalls für Franklin J. Schaffner) und so gelang man schliesslich, nachdem weder Lalo Schifrin und John Williams frei waren – sogar Leonard Bernstein und Zubin Mehta standen zur Diskussion – zu Leonard Rosenman, der sich mit FANTASTIC VOYAGE bei Fox einen guten Namen machte und nun zum Sequel einen ebenfalls originellen und sich im Goldsmith-Klanguniversum bewegenden Score beisteuerte.

Nach dem Erfolg des Sequels war klar, das Studio würde sich nicht an die Abmachung mit Charlton Heston halten. Bereits ein Jahr später folgte mit ESCAPE FROM THE PLANET OF THE APES eine recht zahme und etwas zu komödiantische Fortsetzung (der Track «Shopping Spree» beschreibt das treffend), in der der in BENEATH nicht mitspielende Roddy McDowell und seine Angebetete, Zira, 2000 Jahre zurückreisten, um sich in der menschlichen Zivilisation wiederzufinden. Mit von der Partie war auch Jerry Goldsmith, der ESCAPE eine Mischung aus 70er Popstil (E-Bass, E-Gitarre, Synthies, Drums) und PLANET OF THE APES verlieh. Wie der Film selber blieb aber auch die Musik – eine Rezi dazu ist hier zu finden – hinter den Erwartungen zurück. Immerhin schafften es die Macher, erneut einen feinen Endtwist einzufügen und die Musik macht durchaus Spass.

Fox wollte die Kuh natürlich weitere melken und knappste mehr und mehr am Budget rum (damit mehr Einnahmen in den Kassen blieben), engagierte J. Lee Thompson und führte die Story einige Jahre nach ESCAPE weiter. Die Affen dienten nun den Menschen, ersetzten diese als Arbeiter oder wurden als Butler eingesetzt. Cornelius, der einzige Affe mit der Begabung zu sprechen, führt schliesslich eine blutige Revolution an.
Der Schere zum Opfer fiel nicht nur eine brutale Schlacht zwischen Mensch und Tier, die Exekutivabteilung befürchtete ein zu hohes Altersrating (enthalten ist sie im Director’s Cut der Jubiläums-DVD/Blu-ray-Box), auch beim Musikbudget wurde kräftig die Schraube angezogen. So kam der junge Musiker und heute bekannte Jazzsaxophonist Tom Scott zu Ehren. Bis zu diesem Zeitpunkt komponierte er vor allem TV-Musiken wie DAN AUGUST und CADE’S COUNTY. Scott blieb mit seinem Score dem tonalen Erlebnis der ersten drei Musiken treu und hinterliess dennoch eine eigenständige Komposition. Leider wurde ein Grossteil seiner Komposition im Film nicht verwendet. Bemerkenswert dürfte die Verwendung von Goldsmiths «The Search» im Finale sein, das nach den Musikaufnahmen und der neuen Schnittversion eingefügt wurde. Was Scott für CONQUEST schrieb, ist hier in seiner Gänze zu hören.

Für den Abschluss, dem definitiv letzten Kapitel und dem schlechtesten Beitrag einer schwächelnden Franchise, BATTLE FOR THE PLANET OF THE APES, in dem die Mutanten aus Teil 2 in den Krieg gegen die Affen ziehen, durfte nochmals das Team J. Lee Thompson (mit dem klaren Auftrag einen familienfreundlichen Film abzuliefern) und Leonard Rosenman ran. Der Komponist bleibt seiner Musik zu BENEATH treu, ausserdem sind Passagen zu vernehmen, die Rosenman später im 1978er LORD OF THE RINGS «Projekt» wiederverwenden würde. BATTLE ist eine von Spannung und Action dominierte Affenmusik und ein Fall für die «besser als der Film» Abteilung. CD 5 steckt übrigens im gleichen Case wie CD 4.

Zusätzlich zu den Liner Notes in den jeweiligen Booklets gibt es noch ein Büchlein mit einem Text von Mike Mattesino, ausserdem werden nochmals die CD-Inhalte aufgeführt und zusätzliche Fotos verwendet.
Eine schöne Box, die sich, so man wie eingangs erwähnt noch nicht über alle Musiken der Filmserie verfügt, nicht nur der Affenfan gönnen sollte. Es macht Spass, sich durch die Scores von 1968 bis 1973 zu wühlen, miteinander zu vergleichen und ein wenig Filmmusik-Zeitgeschichte zu schnuppern.

30.9.2019, Phil

Planet of the Apes

Beneath the Planet of the Apes

Escape from the Planet of the Apes

Conquest for the Planet of the Apes

Battle for the Planet of the Apes

PLANET OF THE APES 5-CD COLLECTION

Jerry Goldmith, Leonard Rosenman, Tom Scott

La-La Land Records

5CDs, 296 Min.

Limitiert auf 5000 Stk.