Grudge Match

Zwei Ikonen, ein Projekt. Beim Thema Boxerfilm bimmelt sensorisch der Gong für Sylvester Stallone. Selbstverständlich selbstironisch, wie der Mann hier seine Rolle des gescheiterten Halbschwergewichtstalent stampfend rein reicht (mit Sinn für handgemachte Metalldekoarbeiten und stiller Verbundenheit Richtung einstiger großer Liebe). Als Dauer-Mistkerl gibt sich Robert DeNiro die Sidekick-Ehre (zu anfänglicher Plauze und derbem Humor gesellt sich Raue-Schale-weicher-Kern).

Ewigkeiten ist es her, da kämpften im Ring Henry „Razor“ Sharp (Stallone) und Billy „The Kid“ McDonnen (DeNiro) beinhart gegeneinander – es war nie schön. Auch ging es damals um eine Frau – sie taucht zwischendurch natürlich wieder auf, Sally Rose (Kim Basinger). Gut dreissig Jahre nach allen Glanzzeiten nervt es Sharp mit McDonnen nur drei Minuten am selben Ort zu verweilen – wo immer sich ihre Wege kreuzen sind Lästereien und quietschende Hiebe nicht weit.

Herrlich, als sich Stallone und DeNiro beim Dreh eines Computerspiels mürbe an die Wäsche gehen: Gefangen in unvorteilhaften MotionCapture-Bodys zerlegen beide das komplette Studio. Von dieser Klopperei zischen Handy-Shots um die Welt – man will Sharp und McDonnen wieder im Ring sehen, klar, will man das! So häufen sich ihre launigen Viral-Spots – diese stänkernden Ex-Boxer liefern aber auch jedes Mal ab: Zack, Youtube and go! Rein gequatscht in alle Peinlichkeiten werden Sharp und McDonnen vom quirligen Promoter Dante Slate jr. (Kevin Hart) – geschäftstüchtig wie der gute alte Leo Getz. Das Finale überrascht und berührt, obwohl man ahnt beiden Boxern (mittlerweile liebt man sie) wird nichts wirklich übles im letzten Kampf zustossen.

DoP Dean Semler hat keine Prärie (DANCES WITH WOLVES), Highways (MAD MAX II) oder Juppies (COCKTAIL) zu bebildern – GRUDGE MATCH braucht Stahlwerk, Altersheim, McDonnens Bar + Muppetaction, PR-Bühne, Diner, Trainingshalle, Knast, Boxarena und Sharps urige Siedlung. Composer Trevor Rabin wünscht man mehr Einsatzzeiten – überlagert ist der Film mit diversen Songs. Bluray-Bonus-Material, u.a.: Alternate Opening, De-aging-CGI-Feature Anno 2013, akribisches Box-Choreographie-Material mit Stallone (über etwas Ahnung verfügt der ja schon).

Möglicherweise hätten Woody Allen oder Terrence Malick den Stoff etwas anders angepackt. Peter Segals Feelgood-Movie mit teils nachdenklicher Backstory und liebevoller ROCKY-Zitat-Kiste (Sharp halb blind, sein Coach trägt Hörgerät, es gibt wieder Rohei-Frühstücksdrink und Schlachthof-Augenzwinkern) wird getragen von zwei living legends. Riesenfreude bereitet auch Sharps Coach: Lightning (Alan Arkin) – der ist so verrückt und hat die größte Klappe, väterlicher Kumpel und Mitbewohner in Sharps marodem Häuschen. Knuddelige Momente kommen nicht zu kurz. Die neu erweckte Lovestory mit Sally Rose und Sharp – schade, dass Basinger und Stallone dienstlich bislang aneinander vorbei drehten. Von DeNiro ist ja RAGING BULL (1980) überliefert – seiner Billy-„The Kid“-McDonnen-Visage guckt man hier und heute auch gern zu. Sharp bringt natürlich Rockys Mutterwitz mit in seine Ecke – warum nicht, beim Oldtimer-Gebrumme: Stallone und DeNiro im Original zu hören hat immer was Großes, seit COP LAND (1997) endlich die Reunion.

 

Manfred Schreiber, 28.09.2019

 

R: Peter Segal

D: Sylvester Stallone, Robert DeNiro, Jon Bernthal, Kevin Hart, Kim Basinger, Alan Arkin

Musik: Trevor Rabin

Verleih: Warner Bros. Pictures

Erscheinungsdatum: 08.04.2014