The Orville (Season 1)

Man kann von Seth MacFarlane halten was man will, eines ist gewiss: Er mag Filmmusik. Richtige Filmmusik – mit Themen, mit Orchester, old fashioned eben. Und, dass old fashioned auch heute noch funktioniert, zeigen die Musiken zur ersten Season von THE ORVILLE, einer abenteuerlichen Science Fiction Serie um eine etwas aussergewöhnliche Crew mit einigem an feinem und gröberem Witz, Charme und natürlich der ein oder anderen Parodie Richtung STAR TREK.

La-La Land Records liess es sich dankenswerterweise nicht nehmen die Musik zu allen 12 Episoden von Season 1 zu veröffentlichen: 150 Minuten Fernsehmusik, geschrieben von Bruce Broughton (1 Episode), Joel McNeely (5), John Debney (5) und Andrew Cottee (1).

Wenn man Bruce Broughton aus dem verdienten Ruhestand zurückholen kann, ist das freilich einen kleinen Juchzer wert, insbesondere wenn der Veteran gleich noch das Hauptthema zur Serie abliefert und die Musik zur ersten Episode komponiert. Die Titelfanfare ist schmissig, majestätisch, erinnert an gute alte Zeiten und trägt mit dem ausgedehnten Titelthema die unverkennbare Handschrift Broughtons ebenso wie die Komposition zu «Old Wounds». Broughton eben!

«The Stars Should Appear» klingt nicht alleine des Blaster Beam Effekts wegen nach Jerry Goldsmiths STAR TREK-THE MOTION PICTURE (auch leise Anklänge aus ALIEN sind herauszuhören), doch McNeely hat ein eigenes Motiv kreiert, mit dem er die bekannte musikalische Umgebung zusätzlich ausschmückt.

John Debney nimmt sich in «Command Performances» des Hauptthemas an und setzt dazu einige Klänge aus dem Actionlager hinzu. Insgesamt bleibt dieser Debney aber doch hinter den farbigeren Beiträgen Broughtons und McNeelys zurück. «Pria» ist nicht unähnlich mit seinen pfundigen Blecheinsätzen und der Variation des Hauptthemas, das ist fein gemacht, auch wenn die reinen, aber kurzen Suspensemomente nicht so richtig in Gang kommen wollen. Immerhin ist das «Pria»-Thema ein echter «Hinhörer».  Weitere Debney Episoden sind «Majority Rule» (die beste, spannendste und abwechslungsreichste aus Debneys Feder, mit Synthies und viel Perkussion). Die beiden verbleibenden Debney Kompositionen «Cupid’s Dagger» und «Firestorm» (eine weitere mit einem unüberhörbaren Goldsmith-Touch) sind richtig gute, kurzweilige Actionarbeiten.

McNeelys verbleibende Arbeiten sind das schwungvolle, teilweise fulminante «Into the Fold», in dem das gesamte Orchester verwendet in Gebrauch kommt sowie «Mad Idolatry», in dem der Komponist gleich im ersten Track in die Vollen geht um danach deutlich ruhigere Klänge und ein kleines Motiv für Flöte einzubauen.  

Andrew Cottee ist der am wenigsten bekannte der hier versammelten Komponistengilde. Cottees Zusammenarbeit mit McFarlane geht auf einige Musicalnummern zurück. Seine Musik zu «New Dimensions» passt sich bestens in das Gesamtbild und fängt den Geist von THE ORVILLE ein, heraus kommt ein ganz hervorragender 12 Minüter mit einem feinen Schlussthema. Ein frischer Wind weht durchs Filmmusikhaus!

Beendet wird die Doppel-CD wie es sich gehört natürlich mit Bruce Brougtons «The Orville and End Titles».

Eine fast durchgehend gut anzuhörende, an vergangene TV(und Filmmusik)Zeiten erinnernde Angelegenheit, die es locker mit den unzähligen STAR TREK: TNG und DEEP SPACE NINE etc. Alben aufnehmen kann, denn hier steht kein Macher musikalisch auf die Bremse, wie es bei den späteren TV-STAR TREK Serien leider passiert ist und weshalb diese nicht immer ein tolles Hörerlebnis liefern (mit einigen besonderen Ausnahmen natürlich!).

4, 9.6.2019

THE ORVILLE

Bruce Broughton, Joel McNeely, John Debney, Andrew Cottee

La-La Land Records

CD 1:
77 Min. / 27 Tracks
CD 2:
75 Min. / 28 Tracks