Beinahe sind 24 Jahre vergangen seit Steven Spielberg mit Jurassic Park die Welt verblüffte und einen riesigen Dino-Boom auslöste, etwas was dem einstigen Wunderkind nicht zum ersten Mal gelungen ist, wir erinnern uns an Jaws, Raiders of the Lost Ark und natürlich E.T. Noch nie zuvor hat die Menschheit Dinosaurier so lebensecht erlebt. Jurassic Park war auch der Startschuss für eine neue Welle an Spezialeffekten, alle Welt wollte fortan Computereffekte in ihren Filmen haben. Dass davon lediglich knappe 400 Sekunden in Spielbergs Film zu sehen waren, geschickt mit echten „on-stage“ Effekten gepaart und von Michael Kahn meisterhaft geschnitten, ist heute beinahe vergessen gegangen, längst werden Genrefilme mit CGI vollgepackt und das eigentliche Handwerk, das Geheimnis hinter vielen erfolgreichen Filmen geht mehr und mehr verloren. Nun, einst in den 70er und 80er Jahren wurde Spielberg vorgeworfen den Blockbusterfilm zusammen mit George Lucas begründet zu haben, ob man ihm das selbe mit der CGI-isierung der Filmwelt darf sei mal dahingestellt.
Wie auch immer, Jurassic Park ist ein Film, der nebst der erwähnten Ohs und Ahs so einiges an Genialem hat, wir erinnern uns etwa an die T-Rex Sequenz, ein absolutes Schmankerl an physischen Effekten, und der vorangegangenen Szene mit dem Wasserglas im Freizeitparkjeep. Ohne Zweifel ein in die Filmgeschichte eingegangener Höhepunkt des Filmes. Nicht vergessen gehen soll natürlich die Sequenz in welcher Grant, Ellie und Ian Malcolm zum ersten Mal den Brachiosaurus zu sehen bekommen. Unterstützt von Williams› Musik lässt Spielberg uns hier einen wohligen Schauer über den Rücken gleiten. Die Kinnlade blieb nicht nur Dr. Grant sondern auch so manchem Kinogast offen, fast fühlte man sich als Kinogeher, der anno 1933 King Kong auf der Leinwand sah. Was für eine Magie!
Die Musik sah diverse Veröffentlichungen nebst der offiziellen MCA CD. Beim gleichen Label erschien zur selben Zeit eine Picture Disc, 7 Jahre später eine Collector’s Edition (die eher eine Mogelpackung war, denn mehr Musik war hier nicht zu finden) und zum 20 Jahre Jubiläum von Geffen nur als Download erhältlich, aber mit immerhin 4 neuen Tracks (also plus 14 Minuten) ausgestattet. In der 4-CD Box, je zwei davon für Jurassic Park und Lost World: Jurassic Park reserviert, findet der Fan, der immer noch nicht genug von Williams Dinomusik bekommen konnte (verständlicherweise so), 4 weitere, neue, mit knapp 1 Minute allerdings auch kurze Stücke enthalten („You Breed Raptors?“, „The Saboteur“, „Race to the Dock“ und „System Ready“), ausserdem bisher nicht zu hörende Musik in „The Falling Car and The T-Rex Chase“ sowie Filmversionen von auf dem Originalalbum seinerzeit hörgerecht gezimmerten Tracks. Und wer die Geffen Scheibe einst ausliess, kann nun auch dem von Fans gewünschten „Staling Around“ lauschen, der Musik zur Zeichentrickpräsentation, die Hammond seinen Neuankömmlingen stolz vorstellte. Unsere Rezension zur 1993er CD ist hier zu finden.
Doch, das ganz, ganz grosse Schmankerl dieser Box ist ohne Frage der 109 Minuten Score zu The Lost World: Jurassic Park, rein rechnerisch also satte 40 Minuten länger als die 1997er CD zum Sequel, das Spielberg selber inszenierte und dem er später eher skeptisch gegenüber stand, sagte er doch selber, seine Fortsetzungen seien nie so gut gelungen wie die Originale. Dennoch, The Lost World enthält wie sein Vorgänger einige starke Szenen, in den Sinn kommt die Nerven zerreissende mit dem über den Abhang zu fallen drohenden Trailer, ein typischer Spielberg Moment, in dem er sein Können ein weiteres Mal unter Beweis stellte. Vier Jahre nach Jurassic Park waren die Effekte weiter voran geschritten und den Machern eröffneten sich neue Möglichkeiten, über die sie bei JP noch nicht verfügten. So ist eine ganze Reihe neuer Dinos zu sehen, die Michael Crichton bereits in seinem ersten Buch beschrieb, die 1993 aber einfach nicht realisierbar waren. Grösstes Manko von The Lost World ist der letzte Akt. Leider verpasst Spielberg es (wie später auch bei A.I.) den Film zum richtigen Zeitpunkt zu beenden, also darf der T-Rex in San Diego Amok laufen wie einst Godzilla Japan heimsuchte. Schlicht zu viel des Guten – plus das Mama/Papaverhalten der T-Rexe geht einem irgendwann gehörig auf den Keks (mal abgesehen von der turnerischen Meisterleistung von Malcolms Tochter, die am Reck den Raptoren den Meister zeigt… oh my god!).
Als die CD erschien, war manch ein Fan enttäuscht, erwartete er doch irgendwie eine Neuaufmachung des Jurassic Park Themas. Dieses verwendet Williams in The Lost World nur an ausgesuchten Stellen und in den „End Credits“. Doch mit etwas Abstand sind die Herangehensweisen von Komponist und Regisseur völlig richtig gewesen: Andere Insel, anderer Ton (mit Kaminski ein anderer Kameramann, der seit Schindler’s List jeden Film Spielbergs fotografierte)… anderer Film! Williams› Score ist ein düsteres Vehikel, voll mit Spannungsmusik und fantastischen Actionpassagen, die einen wie einst Dr. Grant beim Erstkontakt mit seinen Lieblingstieren ab und an den Mund vor Begeisterung offen stehen lassen. Noch mehr als in JP setzt Williams in The Lost World mit einer vehementen und unglaublich spielenden Perkussionssektion auf ein „Dschungelfeeling“. Die 109 Minuten sind eine Tour de force der allerersten Filmmusikgüte, entstanden in einer Phase als Williams so manch pessimistische Themen wie in Sleepers, Rosewood, Nixon und Amistad anpackte. Freilich wäre Williams nicht Williams, hätte er nicht doch ein neues, famoses Hauptthema komponiert. Dieses wird zumeist mit Hammonds InGen Firma in Verbindung gebracht, die von dessen gierig fiesem Neffen übernommen wurde (Richard Attenborough hat einen Kurzauftritt zu Beginn des Films); ausserdem begleitet das Thema die Hinreise zur Isla Sorna sowie weitere Fortbewegungen mechanisierter Manier.
Wie sagt Jeff Goldblum in einem seiner besten Momente in The Lost World so treffend: „Oh, yeah. Oooh, ahhh, that’s how it always starts. Then later there’s running and, um, screaming.“ Das trifft voll den Kern der Musik.
La-La Land hat uns zum Ende des vergangenen Jahres ein willkommenes Weihnachtsgeschenk beschert, die Jurassic Park Collection ist ein Volltreffer (beigelegt ist ein 56 Seiten Booklet) und ich bin mir sicher, dass jene, die zuvor mit Williams selber produziertem „Highlightprogramm“ nicht so ganz glücklich waren, mit der fantastischen The Lost World: Jurassic Park 2CD Edition ganz viele „Oooh“ und „Ahhh“ Moment haben werden.
THE JURASSIC PARK COLLECTION John Williams La-La Land Records LLLCD1409 JURASSIC PARK CD 1: 47:46 Min. / 20 Tracks CD 2: 44:04 Min. / 10 Tracks THE LOST WORLD CD 3: 60:38 Min. / 16 Tracks CD 4: 57:30 Min. / 15 Tracks
Schreib einen Kommentar