Peter Hyams hat in den 70ern und anfangs der 80er einige tolle Streifen hingelegt: CAPRICORN ONE (1977), OUTLAND (1981) stehen ganz oben, auch THE PRESIDIO (1988) und NARROW MARGIN (1990) waren zwar nicht herausragende, aber – nicht zuletzt der guten Besetzung wegen – gelungene Filme, danach ging’s qualitativ nur noch bergab. Zu diesen auch knapp mittelmässigen Genrefilmen zählt SUDDEN DEATH (1995) mit Jean-Claude Van Demme, mit welchem Hyams zuvor TIMECOP (1994) gedreht hat. Ausgangslage wie gehabt und à la DIE HARD: Unser Held kämpft gegen eine schiere Übermacht an fiesen Bösewichten, angeführt von Powers Boothe, die den Vize-Präsidenten der USA während eines NHL-Spiels der Pittsburgh Penguins gegen die Chicago Blackhawks (Sudden Death nennt man die Verlängerung des Spiels, bei der die Mannschaft gewinnt, die das erste Tor schiesst) als Geisel nehmen – mittendrin die kleine Tochter unseres Helden. Dazwischen und drumherum knallts, wummst und explodiert was nur geht.
Was Peter Hyams in den Liner Notes von sich gibt, lässt aufhorchen, allerdings eher mt einem leicht verzogenen Gesichtsausdruck. Seine musikalischen Theorien sind etwas schräg. Wie auch immer, er heuerte John Debney an, der damals in der hollywoodschen Aufstiegsphase war und im selben Jahr den Megaflop von Renny Harlin, CUTTHROAT ISLAND vertonen sollte. Aufgabe Debneys in SUDDEN DEATH war es, einen Haufen Perkussion zu versammeln, vermehrt aus der MIDI-Buchse und einen deftigen Actioner abzuliefern – was er auch tat.
Bereits in meiner Review aus dem Jahr 1996 (okay, nun fühle ich mich alt) ist eine Ähnlichkeit zu James Newton Howards THE FUGITIVE (1993) erwähnt, diese besteht, logischerweise, auch in der vorliegenden Langfassung, auch ein paar «Kleinigkeiten» aus PREDATOR (1987) sind herauszuhören (zweifellos so in «Through the Dome»).
Debney schafft es in der ganzen Schlagwerkorgie Themen und Motive unterzubringen, so ist eines für unseren Feuerwehrhelden Darren McCord (Van Demme) zu hören, das Debney wieder auftauchen lässt und wir haben ein Hauptactionmotiv, in mannigfaltigen Versionen. Beeindruckend ist nebst der omnipräsenten Perkussion die massige Blechblasabteilung mit ihrer immensen Hornsektion.
Fazit: Wer THE FUGITIVE mochte oder wem die zahlreichen Zitaten nichts ausmachen, wird an diesem «musikalischen Sequel» (leiser Zynismus) sicher seine Freude haben. SUDDEN DEATH ist unbestritten gut gemacht, profitiert vom Klasse-Orchester der Hollywood Musiker und dem durchgehend hohen Testosteronspiegel – mag man sowas hochgepumptes made in Mitte der Neunziger, kann man mit Debneys Score nichts falsch machen. Kurzweilig ist und bleibt der Score. Debney hat es danach immerhin geschafft für Hyams noch zwei weitere Musiken abzuliefern: THE RELIC (1997) und END OF DAYS (1999). Nur Bruce Broughton kam beim Regisseur und Kameramann auf drei Titel (STAY TUNED, 1992, war Nummer 3),
Die Varèse Club-CD verlängert die alte Scheibe aus gleichem Hause aus 1995 um knapp 33 Minuten Minuten, dazu gibt es ein 16 Seiten Booklet mit Liner Notes von Daniel Schweiger, der den Film, der 35 Millionen $ kostete und weltweit 64 Millionen einspielte (in den USA floppte), etwas gar lobt.
Phil | 19.10.2024
SUDDEN DEATH
John Debney
Varèse Sarabande Club
64 Min. | 28 Tracks
Limitiert auf 2000 Stück