Stargate (25th Anniversary Edition)

Was war das für ein Knall als David Arnold 1994 mit seinem Score zu STARGATE auf der Filmmusikbühne erschien. Nur einen Film nebst vielen Studentenwerken hatte er zuvor betreut, THE YOUNG AMERICANS, aber es war dieser Roland Emmerich Science-Fiction, der seinen Namen von Null auf Hundert auf die «muss ich mir merken»-Liste der Filmmusikgemeinde hob. STARGATE wurde zu einem Überraschungshit und katapultierte den deutschen Regisseur (UNIVERSAL SOLDIER, MOON 44) mit an die Spitze einer neuen Generation Blockbuster-Filmemacher, was er mit effektvollen, storymässig jedoch eher lauen Filmen wie INDEPENDENCE DAY und GODZILLA bestätigte. Mit ihm war kurzzeitig auch Arnold an Bord, bis zu THE PATRIOT, wo sich die Wege von Dean Devlin/Roland Emmerich und David Arnold trennten – sein Demo für den Film mit Mel Gibson wurde abgelehnt und John Williams komponierte schliesslich die Musik.

Doch zurück zu STARGATE. Durch ein Portal, das in den 20 Jahren in Ägypten gefunden wurde, erreicht ein Team bestehend aus Soldaten und dem Forscher Dr. Jackson (James Spader) einen Planeten, der an das irdische Ägypten erinnert. Eine unterentwickelte, versklavte Kultur wird von gottähnlichen Wesen beherrscht und das Team kämpft mit den Bewohnern gegen die Unterdrückung.

Arnold arbeitete 6 Monate an STARGATE, eng mit Nicholas Dodd zusammen, der zusammen mit Arnold dessen Spuren aus dem alten Atari Sequenzer auf Notenblätter umsetzte. Die lange Arbeit an dem Score hat sich mehr als gelohnt. Kaum eine Musik Arnolds für einen Blockbuster kommt so schwungvoll, frisch und gut gemacht daher. Hier, wo Arnold selbst von sich sagte, dass er öfter nicht genau wusste was er tat, ist viel Herzblut, Engagement und Detailreichtum zu spüren. Von Beginn an mit «Stargate Overture» setzt sich die Musik sofort im Gehörgang fest. Das Hauptthema ist ein Knaller, eine Wucht an sinfonischer Filmmusik aus einer Zeit als die Kunstform begann sich merklich zu verändern. Der viel gebrauchte Spruch «LAWRENCE OF ARABIA in space» hat durchaus seine Berechtigung, aber STARGATE ist mehr STAR WARS als LAWRENCE, spielt mit viel Klangfarben, Wow-Effekt sowie einer Handvoll Themen wie das knallig, militärische Motiv für Kurt Russell und seine Truppe oder das mysteriöse Motiv für Ra und sein Tun, das dann und wann mit einem weiteren Motiv für einen Chor angereichert wird, «The Eye of Ra». «Daniel und Sha’uri» ist ein gelungenes, zartes Liebesthema für Holzbläser und Streicher. Ein Hauch «Ägypten» versprüht der Score ebenfalls, jedoch mit dem Touch «made in Hollywood» denn als «Weltmusik» getarnt, insbesondere «King of the Slaves» lässt diesen Eindruck deutlich erkennen.

STARGATE schürte grosse Erwartungen in David Arnold, Erwartungen die er zum Teil erfüllen konnte und mit einem pfundigen Score zu INDEPENDENCE DAY folgen liess. Die Verbindung mit 20th Century Fox, die sich mit 17 Mio. am Projekt beteiligten, führten schliesslich zum Engagement als Komponist einiger James Bond Filme, merklich in der Pierce Brosnan Phase. Heute würde man sich wünschen Arnold hätte das ein oder andere aktuelle Superheldenepos vertont, es wäre zweifellos ein Touch mehr «old fashioned» – und das ist nur positiv gemeint – in der Filmmusik und grossen, bildgewaltigen Filmen verblieben. Arnold hat sich aber grösstenteils aus Hollywood zurückgezogen und arbeitet hauptsächlich für englische Produktionen und TV.

STARGATE, der noch heute das einspielmässig erfolgreichste US-Herbst-Wochenende mit sich herumträgt und der irgendeinmal als Trilogie geplant gewesen sein soll, folgten gleich zwei erfolgreiche und lange laufende TV-Serien (STARGATE SG-1, STARGATE: ATLANTIS). Ein Remake, von Emmerich selber in der Mache, soll geplant sein. Recyceln von Ideen und Filmen ist nichts neues in Hollywood. Auf das passende 63 Minuten Album von Milan folgte 2006 eine Deluxe Edition mit 73 Minuten Laufzeit beim Varèse Club und weil ich diese damals ausgelassen habe, kommt die neue La-La Land CD wie gerufen. Hier sind satte 80 Minuten Score zu hören, dazu, wer’s braucht, noch 29 Minuten «additional music», die lediglich die in der «score presentation» nicht erhältlichen Albumstücke der Milan CD enthalten. Das kunterbunte Booklet ist mit (zu) vielen Filmbildern und u.a. einem Text von Tim Grieving ausgestattet.

Phil 19.2.2020

STARGATE (25th Anniversary Edition)

David Arnold

La-La Land Records

109:29 Min. (2 CDs)
29 Tracks