Snow Falling on Cedars

Rezension aus The Film Music Journal No. 21, 2000

Damals, 1999, nach THE FUGITIVE und PRINCE OF TIDES selten mehr so nahe an einer verdienten Oscarnomination, hatte es für SNOW FALLING ON CEDARS dennoch nicht gereicht, um unter die ersten Fünf der Academy zu gelangen. Immerhin wurde die grandiose Kameraarbeit von Robert Richardson nominiert.

Gerichtskrimi, Liebesgeschichte und Politfilm zugleich, stellte der in mehrere Rückblicke aufgeteilte SNOW FALLING ON CEDARS James Newton Howard vor eine interessante Ausgangslage. Diese hat er vor allem mit einer die Bildsprache des Films unterstützende Musik gelöst. Howards Komposition kommt dabei vor allem mit thematisch bedingten Instrumentierungen zum Punkt, die Film als auch Score eine durchaus japanische Färbung geben. Alleine der Einführungstrack «Lost in the Fog» widerspiegelt die Absicht, den Score aus der Sicht der fernöstlichen Einwanderer zu zeigen.

Die von James Horner in die westliche Filmmusik eingeführte Shakuhachi, japanische Trommeln und buddhistische Glockenklänge werden den ganzen Score hindurch verwendet – hin und wieder mit recht meditativem Ansatz. Prominent und völlig im Gegensatz zu den oben erwähnten Ethnien, stellt Howard ein Solocello, das die grauen, nebelverhangenen Aufnahmen zusätzlich unterstützt («Carl’s Fishing Net»).

Ganz unverkennbar für den Komponisten ist ein absteigendes und repetierend um einen Ton nach oben verlagertes Zwei-Ton Motiv der Streicher in «Hatsue and Ishmael Kiss» zusätzlich mit Chor ausgestattet. Ein weiteres wichtiges Motiv taucht fast schüchtern in «The Strawberry Field» auf und entpuppt sich als eine Art Liebesthema einer unmöglichen Liebe (dabei ein wenig an LEGENDS OF THE FALL erinnernd) zwischen Hatsue und Ishmael. Selten nur lässt Howard seine Partitur so durchdringen laut werden wie in «The German Soldier». Fast lustvoll und üppig kommt der Chor in «The Evacuation» – mit über 6 Minuten einer der längsten Tracks – auf, fast an ein Requiem mahnend und im Film äusserst herausfordernd und vielleicht nicht unumstritten eingesetzt. Rhythmische, heftige Paukenschläge übernehmen ab Mitte des Stücks und vermitteln ein fast hypnotisierendes Gefühl, wenn Howard die Vertreibung der japanischen Bewohner begleitet und die elegische Ruhe der Musik immer wieder durchbricht.

Anhänger pompöser und actionorientierter Werke wie WATERWORLD oder THE FUGITIVE dürften vom ruhigen, durchdachten SNOW FALLING ON CEDARS vielleicht überrascht, aber nicht minder begeistert sein. Der Score ist einer der besten des Jahres 1999, eigenständig, atmosphärisch reich und mit dem Film in Erinnerung eine faszinierende Arbeit Howards, der es hier versteht ästhetisch mit unterschwelliger Romantik und Dramatik umzugehen.

Phil, 2000

 

SNOW FALLING ON CEDARS

James Newton Howard

Decca

67:32 Min.
27 Tracks