Als Phil Alden Robinson für seinen Computerhacker-Thriller SNEAKERS (1992) einen Allstar Cast mit Robert Redford, Sidney Poitier, Ben Kingsley, Dan Aykroyd, River Phoenix (in einem seiner letzten Filme), David Strathairn (ausgezeichnet besetzt), James Earl Jones und «frisch» von DANCES WITH WOLVES, Mary McDonnell, versammelte, stand ihm nach dem Erfolg mit FIELD OF DREAMS (1989) James Horner erneut zur Seite. Dass sich SNEAKERS trotz der sich so rasant entwickelnden Thematik noch heute gut anschauen lässt (wie zum Beispiel auch WARGAMES, ebenfalls von Lawrence Lasker und Walter F. Parkes geschrieben), ist nicht zuletzt der feinen Besetzung und der unterhaltsamen Machart geschuldet. Der Film ist stellenweise spannend, nicht allzu ernsthaft und doch packend – und er unterhält. Und natürlich ist vieles auch der Tatsache, dass Horner kein Computergepippse oder old school Synthesizermusik in seinen Score integrierte, sondern einen gerne mal augenzwinkernden und vor allen Dingen der Spannung zuträglichen Score schrieb (Synthies sind zwar zu hören, aber dezent verwendet), dem man dann und wann das Attribut minimal music vergeben kann. Wie schon bei FIELD OF DREAMS liess Phil Alden Robinson Horner auch SNEAKERS ohne Temp Score sehen. Dieser gestaltete seine Musik für ein Orchester ohne Hörner (eine Seltenheit beim Komponisten) und Trompeten, dafür werden Saxophone, insbesondere das Sopransax gespielt von Brandon Marsalis, viel Perkussion (Snares, Claves, Schlagstabinstrumente, Blocks, Hi-hat, Tom Toms…), Holzbläsersoli, Stimmen und Klaviere äusserst prominent geführt.
Der Score auf CD 1 hört sich zweifellos anders an als die 48 Minuten CD, die seinerzeit zum Film erschien (und auf Disc 2 enthalten ist). Das tut gut, haben doch nicht wenige unter uns, speziell die Fans, die den actionbetonten Horner durchaus gerne hören mögen, die alte CD oft durchgekaut. Der leichtfüssig jazzy Touch, den Horner ab dem ersten Track einfliessen lässt, kontrastiert mit den schweren, voluminösen Actionmomenten, doch findet Horner stets den Weg beides zu verbinden. Neue Tracks wie etwa «Phone Trace», «What Did It Sound Like?», das leckere «Cosmo Sounds the Alarm» und erweiterte Stücke wie «Cosmo… Old Friend» und «Too Many Secrets» dehnen das SNEAKERS-Klanguniversum weiter aus und verleihen dem bestens bekannten Score Frische und Pepp. Ausserdem gibt es in den gewohnten Tracks immer wieder Twists und Änderungen, die dem SNEAKER-Dauerhörer unzweifelhaft auffallen werden.
Rasante Actionstücke wie «The Hand-Off» oder «Playtronics Break-In Part 1/Part 2» kennen Fans bestens, ähnlich sind sie im zwei Jahre später erschienenen CLEAR AND PRESENT DANGER (1994) – und natürlich erkennen wir ALIENS (1986) – zu hören. Ja, die Actionfans und jene, die knisternde Spannung à la Horner schätzen (wie der Autor) kommen hier wirklich auf ihre Kosten, auch wenn einige ob der (Selbst)Zitate wie so oft unken mögen. Horner war Horner und er hinterlässt eine grosse Lücke, die nicht zu füllen ist. Das ist Fakt.
Ja, es lohnt sich wirklich hier zuzugreifen, ist der 78 Minuten Score doch äusserst kurzweilig und unterscheidet sich genügend von der alten CD, damit durchgehend Hörspass garantiert ist. Dazu ein 20 Seiten Booklet mit Liner Notes von Jeff Bond und man erhält eine weitere erstklassige Veröffentlichung von La-La Land Records.
Eine Rezension von Oliver zur CD von 1992 ist hier zu lesen.
Phil | 14.02.2024
SNEAKERS
James Horner
La-La Land Records
CD 1: 73:24 | 21 Tracks
CD 2: 58:41 | 13 Tracks