Sleepers

Review aus The Film Music Journal No. 9/10, 1997

SLEEPERS ist vielleicht eine der markantesten Arbeiten von John Williams. Aber nicht dank mächtiger Marschmusik (STAR WARS, INDIANA JONES, etc.) oder feinfühliger Cues (JANE EYRE, FAR AND AWAY). Erinnert Track 1 noch ein wenig an THE RIVER in Stimmung und Orchestrierung, so ändert sich die Musik auf beklemmende Art und Weise in eine düstere Atmosphäre, die einen artikulierten Schmerz entstehen lassen. Zarte, oft mehr spür- als hörbare Streicher werden durch bleierne Bläser ergänzt und so in ein dichtes Netz aus einsamen und bedrückenden Gefühlen verwoben. Ein geisterhaft anmutender Chor prägt «Saying the Rosary». «Revenge» wird durch einen einsamen Bläser eingeläutet und verwandelt sich dann in ein fast panisches Unterfangen, geführt von einer einzigen Einstellung mit kurz aufschwingendem Thema, welches auch in «Michael’s Witness» wieder zu hören ist, dieses Mal in einer ängstlichen, zurückhaltenden Version.

Mit «Learning the Hard Way» verbindet sich ein dumpf schwingendes Gefühl der Vorahnung, welches in Suspense Musik mündet. Track 11 («Father Bobby’s Decision») hat mich eingangs an das Alan Ladd Logo (ebenfalls komponiert von John Williams) erinnert, verwandelt sich dann aber in eine elegieartige Atmosphäre, voller geheimer Hoffnungen. «Reunion And Finale» ist denn auch diese Hoffnung erfüllt; zart, aufbauend, die Streicher mutig und lyrisch zugleich, Flöten flankieren das Thema. Dieses schwingt sich schliesslich auch hinauf, trägt die Stimmung für einen Augenblick, um dann leise auszuklingen.

SLEEPERS ist ein Score, der wohl nicht mit einmal Hören erfasst werden kann. So dauert es, bis ein Fluss und Überblick über die gesamte CD gewonnen werden kann. Bei mir hat es jedenfalls einige Zeit gedauert, dafür gefällt mir diese Arbeit von John Williams umso mehr.

Steve  |  1997

SLEEPERS
John Williams
Philips 454 988-2
56:26 Min | 13 Tracks