Review aus The Film Music Journal No. 2, 1994
Robert Folk ist nicht gerade überrepräsentiert was Soundtrackalben anbelangt. Als dieses Review gedruckt wurde, gab es nur drei Veröffentlichungen aus seiner Feder stammend: TOY SOLDIERS (1991), BEASTMASTERS 2: THROUGH THE PORTAL OF TIME (1991) und NEVERENDING STORY II: THE NEXT CHAPTER (1990). Alle drei sind prächtige, sinfonische Werke mit einem Hang zu eingängigen und prächtigen Melodien. Es war also höchste Zeit, dass sich im Hause Folk CD-mässig etwas bewegt. Diese wunderbare Doppel-CD stellt eine was-wir-fast-verpasst-hätten-Auswahl musikalischer Vielfältigkeit dar, in gelungene, längere Suiten verpackt.
THE THIEF AND THE COBBLER (1993) ist ein Zeichentrickscore, der uns hie und da an James Horner erinnern vermag aber in Folks eigenem Stil eingebettet ist. Ein episches, herrlich orchestriertes Stück Filmmusik von manchmal entzückender Schönheit, nicht unähnlich dem Score zu A TROLL IN THE PARK (1994, Regie Don Bluth und Gary Goldman), einer weiteren Komposition zu einem Animationsspektakel, die in ihrer Gesamtheit verspielter ausfällt.
Für mich einer der Höhepunkte sind die 19 Minuten aus der Gruselkomödie TREMORS (1990), mit den elektronischen Attacken und orchestralen Actionpassagen. Diese Suite hebt sich stilistisch deutlich vom Rest des Doppelalbums ab – nicht zuletzt des etwas «gewalttätigeren» Potentials des Films mit Kevin Bacon und Fred Ward wegen. Man findet auch Actionelemente aus TOY SOLDIERS wieder, die durchaus als Trademark des Komponisten bezeichnet werden dürfen. Für Genrefans zweifellos ein Genuss. Abgerundet wird die erste CD mit TOY SOLDIERS und NEVERENDING STORY II, wie erwähnt findet sich hier nichts Neues, da beide Musiken auf Alben bereits repräsentiert sind.
MILES FROM HOME (1988) eröffnet die zweite Disc. Ein gefühlsbetonter und leicht folkloristischer Americana Score für Gary Sinises Film mit Richard Gere und Brian Dennehy. Die ersten Minuten dieser schön anzuhörenden Komposition beginnen wahrhaft umwerfend: Geballte, orchestrale Kraft schallt uns in der eröffnenden Fanfare entgegen, bevor der Score sich allmählich setzt und ruhiger wird. Folks Vorliebe für Solotrompete kommt auch hier zum Ausdruck (Beginn des zweiten Stücks), Gitarre, Mundharmonika und Hörner unterstreichen das Heimatgefühl dieses Scores, fürwahr ein Ohrenschmaus.
THE PLANETS (1983) und TO DREAM OF ROSES (1990) sind klassisch anmutende Kompositionen. Tatsächlich ist Letzteres ein Ballett, filmisch produziert von keinem Geringeren als Douglas Trumbull. THE PLANETS ist ein Kurzdokumentarfilm der Reihe THE SOUTH BANK SHOW, der nach mehr E-Musik Feeling verlangte, wie Folk sich in unserem Interview äusserte. Von der neunminütigen Suite aus POLICE ACADEMY (1984), dem Start zur recht erfolgreichen Filmserie, die Folk nicht nur Haus und Hof «bescherte», sondern auch weitere Engagements brachte, hatte ich mir ein bisschen mehr erhofft. Zwar ist der berühmt-berüchtigte, eingängige Marsch zu hören, aber die mehr actionbetonten Passagen, machen nur bedingt Lust auf mehr. Vielleicht auch weil die Filme einfach zu albern geraten sind, wer weiss?
Die zehn Minuten aus CAN’T BUY ME LOVE (1987) können stilistisch eher bei MILES FROM HOME eingeordnet werden. Auch dies ein eher gefühlbetonter Score, allerdings mit E-Piano und Synthesizerklängen zur romantischen Komödie mit Patrick Dempsey. Hiervon hätte etwas mehr Musik durchaus Spass gemacht.
Wer die Arbeit von Robert Folk verfolgt hat, für den kommt es nicht überraschend, dass der Komponist oft auf Melodien und Themen setzt und diese passend gekonnt variiert. SELECTED SUITES ist der Beweis dafür, auch weil der handwerklich ohne Zweifel hochtalentierte Folk hat ein Händchen für gleichzeitig reichhaltige und wohltemperierte Orchestrationen hat. Somit ist SELECTED SUITES nicht nur toll anzuhören, sondern auch Indiz, dass hier ein nicht mehr ganz junges und bisher stets etwas im Hintergrund gebliebenes Talent in den Startblöcken für grössere Aufgaben steht.
Phil
SELECTED SUITES
Robert Folk
Promo
143 Min.
10 Tracks