Rosewood

Review aus The Film Music Journal No. 11, 1997

Als bekannt wurde, dass John Williams den Score zu ROSEWOOD als zweite Wahl übernahm, gab es von Seiten der Jazz/Blues-Gemeinde schon gewisse Nebengeräusche. Er habe nicht das nötige Feingefühl, diese Tragödie in der Geschichte der Schwarzen deutlich genug zu illustrieren. Dies über einen Komponisten, der massgeblich an den 70er Alben von Mahalia Jackson als Produzent mitgewirkt hat. Nicht das nötige Feingefühl? Wohl kaum. Sicher, ROSEWOOD ist nicht STAR WARS oder INDIANA JONES, viel eher verwandt mit SLEEPERS oder THE RIVER in seiner Einfachheit – oberflächlich betrachtetet. Aber eben nur auf den ersten Blick.

Die Musik lebt von den kleinen Nuancen, welche nicht sofort durchschimmern. So beginnt die CD auch bereits mit einem tiefgründigen Track («Rosewood»), welcher durch den schwermütigen Gospel «Look Down, Lord» fortgesetzt wird. Gitarre, Streicher und bleierne Bläser. Die jagende Angst in «The Hounds Of Summer» und der anschliessend quälende Schmerz in «Healing» verbreiten kräftige Klangbilder ohne viel Schnickschnack. «Light My Way» ist ein weiterer Gospel, wieder mit vollem Ensemble. Die folgenden Tracks sind alle mit einer unterschwelligen Bitterkeit durchsetzt, jenem dunklen Zynismus der fanatischen Vernichtung der schwarzen Bevölkerung von ROSEWOOD. Mögen die Cues auch getragen werden von Stimme oder Piano, irgendwo in der Ferne erscheint dieses Bild der Dunkhelheit.

Was im ersten Augenblick nett und süss erscheint, ruht auf schwachen Beinen («After The Fire»). Das eindrücklichste Stück der ganzen CD ist «The Town Burns». Hier sind beissende Trommeln, eine anklagende Stimme (Shirley Caesar) und schliesslich ein volles Orchester – bevor das Feuerstirbt und die schwelenden Reste übrigbleiben, dokumentiert in einer zuweilen atonalen Folge von Musik. Verhalten und düster präsentieren sich die verbleibenden Tracks, bis «Look Down, Lord (Reprise And Finale)» in seiner vollen Stärke wieder aufschwingt und den Schmerz in gänsehauterregender Art und Weise zurückbringt. Das Orchester setzt ein und bäumt sich noch einmal auf, bevor das Piano die letzten Momente bestimmt.

2013 erschien bei La-la Land eine Doppel-CD, limitiert auf 3500 Stück, mit 78 Minuten Filmscore und auf CD2 das Original Album wie hier rezensiert.

Steve  |  1997

 

ROSEWOOD

John Williams

Sony Classical

49:34 Min | 15 Tracks