Rezension aus The Film Music Journal No. 4, 1995
QB VII war eine dreiteilige Mini Series nach dem Roman von Leon Uris (EXODUS), inszeniert von Tom Gries (100 RIFLES) mit Ben Gazzara, Anthony Hopkins und Lee Remick in den Hauptrollen. Ausgestrahlt auf ABC 1974 erhielt die 390 Minuten dauernde Produktion sieben Emmy (bei 14 Nominationen). Goldsmith und Tom Gries arbeiteten zuvor u.a. bei CAINE’S HUNDRED, 100 RIFLES und später bei BREAKHEART PASS und BREAKOUT zusammen.
Für alle, die seit Einführung der CD keine Chance mehr sahen an die LP zu diesem Holocaust- und Gerichts-Drama zu kommen, war diese Wiederveröffentlichung eines über 20 Jahre alten Scores 1995 ein wahres Geschenk. Für jene aber die die LP ihr Eigen nennen: Man muss die CD nicht unbedingt haben, denn mehr Musik gibt es leider nicht. Dahingegen entfällt das Wechseln der Plattenseite – klanglich aber gibt es stets einen Unterschied zwischen analog und digital, ganz wer was bevorzugt. Intrada, das ansonsten mit NIGHT CROSSING UND KING SOLOMON’S MINES gerne etwas über die damalige Norm-Länge von 40 Minuten lugten, versüssen uns den Kauf leider nicht mit mehr Score.
«Main Title» beginnt furios mit einer berauschenden Fanfare für Horn, Posaunen und Trompeten, worauf die Violinen mit zwei aufeinander folgenden, wichtigen Motiven einstimmen. Die Fanfare ertönt abermals und schliesst das berauschende Titelstück ab. In «Journey into the Desert» werden die angedeuteten, ethnischen Klänge aus dem ersten Track weiter vertieft und in «The Wailing Wall» das jüdische Ambiente vollends zum Ausdruck gebracht. Herrlich gemacht. «I Cannot See my Love» stellt für mich eines der schönsten Love Themes des Maestros dar: Eine bezaubernde, zerbrechliche Melodie für Geigen und Holzbläser. Um die schreckliche Wahrheit des Holocausts klanglich zu umschreiben, benutzt Goldsmith den Text eines Gebets und variiert diesen mit flüsternden Stimmen über Sprachgesang bis hin zum vollen Chor («Jadwiga Relived», «The Holocaust», «Theme from QB VII (A Kaddish for the Six Millions)».
QB VII ist ein unglaublich eindringlicher Score, stellenweise kalt und abstrakt, ergreifend und unheimlich real, aber auch erfreulich, warmherzig und leicht («Free to Love Again»). Eine grosse Filmmusik eines grossen Komponisten und ein sich thematisch in gleichem Gefilde bewegender Score, den ich ab und an John Williams’ zweifellos ergreifendem SCHINDLER’S LIST vorziehe (Sakrileg?).
Phil, 1995
QB VII
Jerry Goldsmith
Intrada MAF
35:22 Min.
12 Tracks