Patton / The Flight of the Phoenix

Review aus The Film Music Journal No. 19, 1999

PATTON / FLIGHT OF THE PHOENIX ist bereits die sechste Veröffentlichung in Lukas Kendalls Silver Age Classics Reihe, die nur direkt über ihn zu beziehen ist. Die Auflage der CD ist auf 3000 Stück limitiert, doch sie wird mit Sicherheit noch nicht so schnell vergriffen sein, haben doch die meisten Soundtracks eben diese Auflage von 3000 Exemplaren. Doch warum wurden gerade diese beiden Scores zusammen auf eine CD gebannt? Diese Frage kann uns nur Lukas Kendall beantworten, doch die Annahme liegt nahe, daß es sich einfach angeboten hat, da beide Scores aus dem Archiv der 20th Century Fox stammen und Kendall für seine Veröffentlichungen genau dieses Archiv nutzen kann. Außerdem hat PATTON nur eine Länge von 35 Minuten, und das wäre für eine fast $20 teure CD viel zu kurz gewesen. Es ist daher Kendall hoch anzurechnen, daß er immer versucht, die Kapazität der CD voll auszuschöpfen.

Über PATTON zu schreiben hieße Eulen nach Athen tragen. Er ist und bleibt ein Klassiker und eine meiner Lieblings-Jerry Goldsmith-Musiken. Während alle bisherigen CD- und LP-Veröffentlichungen Neuaufnahmen waren, die bei Fans unterschiedlich gut ankamen, handelt es sich hier um die Originalaufnahme aus dem Film, die einige kleine, aber feine Unterschiede zu den Neuaufnahmen aufweist, auf die in dem sehr ausführlichen Booklet der CD näher eingegangen wird. Wer einen Laserdisc-Player sein Eigen nennt, konnte den Score, wie er sich hier auf der CD präsentiert, bereits auf den analogen Tonspuren einer Deluxe Edition hören. Und erst die Tatsache, daß PATTON auf der Laserdisc separat zu hören war, hat eine Veröffentlichung nach so langer Zeit ermöglicht.

Frank DeVols FLIGHT OF THE PHOENIX dagegen war bisher unveröffentlicht, was eigentlich ein wenig überraschend ist, denn der Score hat epische Qualitäten. 1965, drei Jahre nach LAWRENCE OF ARABIA schuf DeVol eine Komposition, der recht stark an Maurice Jarres Meisterwerk erinnert. Ein Plagiat oder eine schlechte Kopie? Kann man so nicht sagen; der Score entwickelt zwar seinen eigenen Stil, doch bereits der «Main Title» macht einige eindeutige Anleihen. Vor allem aber «Caravan» ist der signifikanteste Hinweis auf LAWRENCE OF ARABIA. Allein der Song «Senza Fine» paßt nicht so ganz in das Umfeld des Scores (obwohl er im Film als Source-Cue vorkommt). Auch etwas merkwürdig ist der Beginn des letzten Tracks «Swimming Hole/Finale», der wie Musik aus einem Cartoon anmutet, um dann in der «Phoenix/Desert fanfare» (aus dem Main Title) zu enden. Diese Unentschlossenheit in den Stimmungen und Anleihen an andere Scores machen ihn zwar zu einer insgesamt guten Komposition, jedoch zu keinem Meisterwerk.

Uwe | 1999

Patton
Flight of the Phoenix
PATTON / FLIGHT OF THE PHOENIX
Jerry Goldsmith / Frank de Vol
Film Score Monthly FSM
76:11 | 33 Tracks