Out of Africa (Intrada expanded)

Das kam unerwartet. Als Intrada ein Doppelalbum (mit der passenden ISC «Intrada Special Collection» Nummer 500) zu OUT OF AFRICA (1985) ankündigte, war die Filmmusikgemeinschaft wohltuend überrascht.

Sydney Pollack, der mit Dave Grusin eine gute Zusammenarbeit pflegte, wollte für sein Afrika-Drama, unter anderem basierend auf Karen Blixens Niederschriften und Judith Thurmans Buch «Isak Dinesen: The Life of a Story Teller», das mit riesigem Aufwand in Kenia (und England) gedreht wurde, eine andere musikalische Stimmung, die er in Musiken von John Barry wie ROBIN AND MARIAN, SOMEWHERE IN TIME und THE LAST VALLEY fand. Als Barry sich mit Pollack traf, lagen überall Scores zu «jedem afrikanischen Film», den es gegeben hatte. Der Temp Track bestand aus afrikanischer Musik. Barry sagte zu Pollack, «Sydney, es geht nicht um Afrika. Der Film spielt in Afrika, gesehen durch zwei Menschen, die in Afrika und ineinander verliebt sind.»

Besetzt wurde OUT OF AFRICA mit Meryl Streep als Karen Blixen, dem grossartigen Klaus Maria Brandauer als deren Mann und Robert Redford in der Rolle des freiheitsliebenden Denys Finch Hatton – und… den grossartigen Szenerien Kenias. Barry schrieb hauptsächlich zwei ausladende, bleibende Themen: Eines für «Afrika», das Hauptthema, und jenes für Karen Blixen («Karen’s Theme» für Oboe, Fagott, später Querflöte), dazu kommen Motive wie jenes für Klavier in «Have You Got a Story for Me?», das man als eine Art Liebesthema für Karen und Denys beschreiben kann. Für Karens Reise, um die in den Krieg gezogenen Männer zu versorgen, schrieb Barry ein wuchtiges Statement, aber auch spielerische und spannungsvolle Passagen.

Das vierteilige «Safari» Segment mit dem «Reisemotiv» erscheint auf CD 1 eher repetitiv, aufgelöst im Film ist dessen Wirkung mitreissender als so aneinandergereiht, auf CD 2 fasst Barry es in einem einzigen Track zusammen. Neu ist zum Beispiel auch «Meeting on the Porch», in dem Barry mit der Klarinette Mozarts Werk kurz und knapp einbindet.

Unvergessen in Film und Score ist die umwerfend schöne Sequenz, in der Denys und Karen in einem Flugzeug gemeinsam über die herrlichen Landschaften fliegen und von Barrys Musik begleitet werden («Flight over Africa»).

Im Film hat Barrys Musik eine exzeptionelle emotionale Wirkung, sorgt für wohlige Hühner-/Gänsehaut, auch abseits, auf eben diesem Tonträger und wie hier präsentiert, bleibt der Score dramatisch und romantisch kraftvoll – das liegt sicher auch daran, dass Barry den Film eher knapp spottete und nicht mit Musik überfüllte. SOMEWHERE IN TIME (1980) und das Hauptthema aus BORN FREE (1966) dürfen als musikalische Inspiration genannt werden, auch wenn Barry dies vermutlich anders gesehen hätte.

Anders als auf dem 1985er Album, für welches Barry einige kürzere Tracks zu längeren zusammenfügte, sind auf CD 1 in «The Score» alle Tracks, wie sie für den Film vorgesehen waren und in ihrer originalen Länge zu finden.

CD 1 präsentiert den Score mit rund 42 Minuten Länge gefolgt von 23 Minuten «Score Alternates». Auf CD 2 ist zunächst «Source Music» enthalten, dazu zählen die afrikanischen Klänge und die Mozart-Stücke sowie Gilbert und Sullivan und «Let the Rest of the World Go by». Danach folgt das 1985er Soundrack Album, das wir alle wohl kennen. Hier sind das «Konzert in A-Dur für Klarinette und Orchester, KV 622» von Wolfgang Amadeus Mozart, «Slyawe» ein afrikanisches Traditional sowie das zuvor angesprochene Lied von Ernest R. Ball/J.Keirn Brennan enthalten. Betreiben wir nun etwas Mathematik: Diese Soundtrack LP und später CD hatte eine Dauer von 33 Minuten (ohne Song). Zieht man die «Hintergrundmusik» ab, waren auf dem alten Album rund 25 Minuten Filmmusik. Also bietet CD 1/«The Score» ca. 16 ½ Minuten mehr Musik.

Der auf wenigen Veröffentlichungen platzierte Song, gesungen von Melissa Mancester und Al Jarreau, «The Music of Goodbye», ist hier übrigens nicht enthalten.

Der Doppel-CD liegt ein 24 Seiten-Booklet mit Infos von Jon Burlingame und zum letzten Mal «Tech Talk from the Producer…» vom 2024 verstorbenen Douglass Fake bei.

OUT OF AFRICA war äusserst erfolgreich und spielte weltweit 228 Millionen $ bei einem Budget von 31 Millionen $ ein. John Barrys Musik gewann den Academy Award® (nominiert waren auch THE COLOR PURPLE mit unzähligen Komponisten, Bruce Broughton für SILVERADO, Georges Delerue für AGNES OF GOD und Maurice Jarre für WITNESS). Insgesamt gewann OUT OF AFRICA sieben Oscars®: Film, Regie, adaptiertes Drehbuch, Kamera, Ton, Art Direction und eben Musik.

|  Phil, 08.02.2025

OUT OF AFRICA
John Barry
Intrada
CD 1: 64:36 | 47 Tracks
CD 2: 78:05 | 20 Tracks