Review aus The Film Music Journal No. 13/14, 1998
Big-Band-Arrangements in solider Swingausführung mit deftigem 60er Jahre-Touch, so könnte man kurzum Christopher Youngs neueste Errungenschaft umschreiben. Der Score zu Jon (COPYCAT, 1993) Amiels Agentenparodie ist ein unterhaltendes, recht originelles Beispiel für Youngs Vielseitigkeit. Amiel, Drehbuchautor und Regisseur bei SOMMERSBY (1995), COPYCAT und diversen TV-Projekten, inszeniert hier Bill Murray als Agenten wider Willen, der wie einst Hitchcock-Protagonisten in eine Situation geworfen wird, für die er eigentlich nichts kann – das war’s dann aber schon mit Hitchcock Vergleichen. THE MAN WHO KNEW TOO LITTLE ist Komödiengebiet, wie gemacht für Murray. Es spielen ausserdem Joanne Whalley (WILLOW, 1988) und Alfred Molina.
Der Score kommt natürlich nicht umhin mit Henry Mancinis berühmt berüchtigten und legendären Musiken zur PINK PANTHER-Serie verglichen zu werden. Anleihen und Verwandtschaften sind vorhanden, besonders in spassigen Spannungsstücken wie «Turkish Rumble Splat Silly Fat Lamb» und «Anahita». Wer mit Youngs Tun vertraut ist und zum Beispiel HEAD ABOVE WATER (1996) kennt, weiss um dessen Affinität zu dieser Art des locker flockigen, manchmal tongue-in-cheek ähnlichen Musizierens. Diese auf ironisch getrimmten Stücke hinterlassen jedenfalls diesen und durchaus auch einen bleibenden Eindruck. Witzig ist auch die Vergabe der Tracktitel, wie zum Beispiel «Love Needs a Pretty Face» oder «Barrytone Sex».
THE MAN WHO KNEW TOO LITTLE überrascht wohl einige Fans des Komponisten, die sonst seinen düster gruseligen Musiken à la HELLRAISER (1987) oder den Thrillerkompositionen wie JUDICIAL CONSENT (1995) frönen. Eine CD nicht für jedermann, für die man durchaus auch Lust haben muss.
Phil | 1998
THE MAN WHO KNEW TOO LITTLE
Christopher Young
Varèse Sarabande
40:52 | 14 Tracks