Clint Mansell Varèse/Colosseum CST-8133.2 55:32 Min. 15 Tracks
L’affaire Farewell ist ein auf wahren Begebenheiten basierenden Politthriler von Christian Carion, der zu Zeiten des kalten Kriegs, während der Amtszeit Mitterands, spielt. Der französische Geheimdienst setzt amerikanischer Regierung unter Ronald Reagan über eine geplante Spionageaktion der Sowjets in Kenntnis, was eine Reihe von unvorhersehbaren Ereignissen hervorruft. Es spielen u.a. Emir Kusturica, Willem Dafoe, Diane Kruger und als François Mitterand Philippe Magnan.
Clint Mansells Musik beginnt mit einem wortlosen Choreinsatz (La guerre froid), nur um einige Sekunden später in ein minimalistisches, repetitives Spannungskonzept umzuschwenken. Es folgen kurze Bruchstücke und Melodiefetzen, denen als Grundlage ein 4-Noten-Motiv dient, als Basis fast jeden Tracks fungierend und über das Mansell ab und an ein weiteres Kurzmotiv oder seine langgezogenen Sphären legt. Er setzt dafür ein Kombinination eines Hackbrett sowie Harfen ähnlichen Sounds ein. Dazu legt er lang gehaltene Akkorde von Klavier, E-Gitarre, die erwähnten stark elektronisch gefärben Sphären und um die Dramatik anzukurbeln auch mal ein perkussives Overlay.
Erst im vorletzten und mit Abstand besten Track des Scores, Sacrifice, entwickelt Mansell so etwas wie einen melodischen und dramaturgischen Ansatz, immer sein kühles Konzept eingebunden, von dem durchaus mehr hätte in die Musik einfliessen können. Mansell beendet seine Komposition mit dem langen, 15-minütigen Track Secrets et Mensonges, dem er wieder ein sich ständig wiederholendes Grundmuster unterlegt und es langsam mit Zugabe von Klängen (zB. Bass, Gitarrensounds, Streicherpads etc.) steigert.
Der Score ist fast gänzlich ein elektronisches Produkt, auch der eingangs zu hörende Chor schien mir gesamplet zu sein – wenn er hie und da auch verflixt echt klingt (insbesondere zu Beginn von Secrets et Mensonges). Und da im Titelspann ein Dirigent und ein orchestra contractor aufgeführt sind, muss ein Teil eben doch akustisch eingespielt worden sein.
Das abschliessende Stück Varchavianka jedenfalls, gesungen vom „Les Choeurs de l’Armée Rouge“, das nach dem Instrumentalstück von Cyrill Morin und den unverkennbaren Früh-80er Produkten von Joe Jackson (bei „Steppin’ Out“ dürften so einige nicht mehr ganz jungen Semestern aufhorchen) und Simple Minds folgt, stammt nicht aus Mansells Feder.
Auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass Mansells Konzept zu einem politischen Thriller gut passen kann – dies ohne den Film gesehen zu haben – so ist die Musik als solche nicht sonderlich attraktiv. Von der Stimmung her hat mich L’affaire Farewell ein wenig an James Horners Class Action erinnert. Wer also damit und obenbeschriebenen Klangkonzepten nichts anzufangen weiss, dürfte L’affaire Farewell wenig Gefallen finden.
Phil, 27.12.2010
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