Adventures of Tintin, The: The Secret of the Unicorn

John Williams

Sony Classical 88697975882

65:26 Min.
18 Tracks

Als Gerüchte aufkamen, dass Steven Spielberg Tintin, bei uns als Tim & Struppi bekannt, auf die Leinwand bringen würde, schauderte es mich ein bisserl. Kurz darauf kam die Ansage, der Film werde als CGI-Abenteuer (oder wie es richtig heisst: photorealistic animation) produziert, von Neuseelands WETA, verantwortlich für die Effekte der Lord of the Rings Serie. Nochmals leichtes Schaudern. Als einst grosser Fan von Steven Spielberg, inzwischen hat sich das, mit wenigen Ausnahmen, ein wenig abgekühlt, wünschte ich mir ein glücklicheres Händchen bei der Auswahl seiner Projekte.
Nun, die Ausschnitte, die bisher zu sehen waren, was soll man sagen? So überragend sieht das ge-computere nicht unbedingt aus, wenn auch um Längen besser als Zemeckis’ The Polar Express (nun auch schon 7 Jahre alt). Vielleicht wirkt es auf Leinwand besser, aber die Lust mir dieses Comicsabenteuer anzuschauen ist begrenzt – kommt noch dazu, dass ich auch als Kiddie nur selten in ein Tim & Struppi, ausgeliehen von Freunden, reinschaute.

Ein Vorteil eines Steven Spielberg Films ist immer, dass man etwas Neues von John Williams zu hören kriegt. Beginnen tut Williams hier allerdings ziemlich sachte, ja fast könnte man sagen, dass es ein wenig dauert bis die CD in ihre Gänge kommt.

Der Start mit seinem leichten Jazztouch erinnert etwas an Catch Me if You Can und lässt in The Adventures of Tintin mit dem Harpsichord das Tintin-Thema zum ersten Mal erklingen, begleitet von Bass, Saxofonen, Klarinette, gestopfter Trompete. Später wird es in diversen Stücken weit prominenter eingesetzt werden (etwa in heroischer Weise von den Blechbläsern im furiosen Escape from Karaboudjan oder in emsiger Form in Red Rackham’s Curse and the Treasure) bis man es als Tintins Indy-Thema eingesetzt versteht. Auch Struppi bekommt sein Thema gleich zu Beginn der CD, in Track 2, Snowy’s Theme. Selbstverständlich erhalten auch Thompson und Thomson, vielleicht die bekanntesten Charaktere des Comics, ihr eigenes, unverkennbares Motiv (Fagott, Bassklarinette): Introducing the Thompsons.

Der prollnasige Captain Haddock erhält ein Thema wie wir es aus Hookkennen. Gespielt von Fagott und Sax verleiht ihm Williams einen Charakter als bärbeissigen, gerne mal beschwipsten aber gutmütigen Seebären.

Ein weiteres, mysteriöseres Thema scheint abgeleitet von Tintins Thema, das Schatzthema, zu hören etwa in Track 7, Sir Francis and the Unicorn. Williams’ Ausführungen erinnert an ähnliche Momente der Indy-Filme.

Scheinbar unvermeidbar, weil DAS Klischee schlechthin in Hollywood wenn es um französisch sprechende Europäer geht, ist die Verwendung des Akkordeons. Zum Glück ist es selten zu hören und wenn, dann auch recht nett eingebunden.

Ein wahres Sammelsurium der vorgestellten Themen findet sich in den Tracks 10 & 11, Capturing Mr. Silk und The Flight to Bagghar, während The Milanese Nightingale dann wieder ziemlich „französisch“ herkommt.

Etwas aus dem Rahmen fällt Presenting Bianca Castafiore mit Ausschnitten aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ und Gounods „Roméo et Juliette“, inklusive klirrend hohem Sopranton und konsequenterweise zersplitterndem Glas zum Abschluss.

Indiana Jones pur ist in den furiosen, actiongeladenen Tracks wie den fantastischen The Pursuit of the Falcon, The Clash of the Cranes oder Escape from the Karaboudjan zu hören. Wirbelnde, geschäftige Streicher, kräftiges Blech und fleissige Holzbläser führen mit pfeffriger Perkussion zu wahren Highlights und den besten Momenten des Scores. Abgeschlossen wird Tinitin mit dem nicht minder attraktiven The Adventure Continues, in dem Williams vor allen Dingen Tintins emsiges Thema in vollster Blüte erklingen lässt! Tolles Finale.

Tintin: The Secret of the Unicorn ist ein spasser, kurzweiliger und saugut gemachter Williams. Der Mann ist immer noch fähig, trotz seiner inzwischen stolzen 79 Jahre, tolle und flotte Abenteuermusik zu machen und man bekommt tatsächlich Lust auf mehr – wenn es mich auch nach wie vor nicht in den Film zieht…

Phil, 2.11.2011

 

 

 

 

 

 

 

 

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