SPIDER-MAN 2
Danny Elfman | La-Land Records
Wie die Musik zum ersten Teil erfährt nun auch das Sequel eine vollständige Auflage. Auf CD 1 befindet sich das bekannte, 45 Minuten dauernde Score Album aus 2004 plus zweier Bonustracks, CD 2 beginnt mit der Score-Präsentation, die sich auf CD 3 fortsetzt und auf 88 Minuten zu stehen kommt. Elfman verwendet sein Titelthema aus dem ersten Film in einer aufgefrischten Version, auch andere Themen wie jenes für Uncle Ben aus SPIDER-MAN (2002) wurden übernommen, neu dazu kommt das Motiv für Doc Oc, den Mann mit den AI-Tentakeln. Die fast anderthalb Stunden sind kurzweilig, oft verspielt und mit vielen Noten bedacht. Interessant ist die Abteilung «Additional Score Cues», die Stücke von John Debney und Chris Young enthält. Ausgestattet mit einem 32 Seiten Booklet erhält der Elfman und/oder Spidey-Fan eine prächtige, fast monumentale Veröffentlichung zum meiner Meinung besten der drei SPIDER-MAN Filme von Sam Raimi.
| Phil
DUNE: PROPHECY
Volker Bertelmann | Legendary
Die Serie, die mehrere tausend Jahre vor DUNE spielt, kommt zwar nur langsam in Gang, ist aber attraktiv genug – und bis auf eine Ausnahme (Travis Fimmel als Desmon Hart findet nicht den richtigen Tritt) toll gespielt -, um dran zu bleiben. Ein echtes Ärgernis ist der «droney» Score von Volker Bertelmann (IM WESTEN NICHTS NEUES), der als 2 Stunden Download erhältlich ist. Viel zu viel Musik für einen nicht bleibenden, vor sich hin tönenden und oft leider langweiligen Score mit viel, viel Elektronik (was nicht an sich schlecht ist) und wenig musikalischem Gehalt (das eher). Wenn das die neue Richtung für Science Fiction-Musiken ist, dann rette sich wer kann. Zum Glück zeigt Disney, dass es mit den Scores zu den STAR WARS-Serien anders, sprich besser geht.
| Phil
LE CHOIX DES ARMES / GARÇON / LA GARCE
Philippe Sarde | Music Box Records
Pièce de résistance dieser Music Box Records CD ist zwar und ohne Zweifel LE CHOIX DES ARMES (1981), ein knapp 30 minütiges Meisterwerk (und mein Favorit des Komponisten) von Philippe Sarde mit einem expressiven Hauptthema für zwei Bässe und der feinen Mischung aus Sinfonik und Jazzelementen, doch die grosse Überraschung ist LA GARCE (1984), der bisher meines Wissens keine Veröffentlichung fand. Phil Woods Saxofon, Akkordeon und Violinen präsentiert Sarde in dieser Hitchcock-esquen Geschichte um einen Ex-Cop (Philippe Noiret), der nach seiner Gefängnisstrafe als Detektiv arbeitet und die Frau (la Huppert), die ihn ins Gefängnis brachte, wiederfindet.
Im Sandwich dieser beiden Scores findet sich GARÇON (1983) mit sechzehneinhalb Minuten, der wie LE CHOIX DES ARMES bereits herausgebracht wurde.
| Phil
INVISIBLE
Fernando Velázquez | Disney
Für diese neue, spanische Coming of Age-Serie um besondere Kräfte und monströse Träume, die auf Disney+ zu sehen ist, komponierte Fernando Velázquez einen erstaunlich trägen, uninspirierten und erschreckend langweiligen Score, das kennt man von ihm selbst bei den mittelmässigen Werken ganz anders.
75 Minuten sind bisher nur als Download erhältlich und es ist eine mühselige Sache sich durch diese zu kämpfen – so bleibt die Frage, ob die Vorgaben so waren wie sie nun klingen oder ob Velázquez schlicht nichts in der (scheinbar gut bewerteten) Serie fand, das ihn musikalisch beseelte – wobei er sich dazu anders äusserte: «Die Qualität (der Serie) ist so hoch, es war sehr anregend». Erstaunlich.
Also: Leider enttäuschend!
| Phil
M3GAN
Anthony Willis | Back Lot Music
Zur Horror-Science Fiction-Komödie M3GAN (2023) durfte Anthony Willis in die Tasten hauen. Dieser lieferte einen Score ab, der altbekannte Horror-Klischees mit moderner Rechnertechnik kombiniert.
Das minimalistische M3GAN Dreiton-Hauptthema lässt sich am besten im Cue «Workshop Duel» festmachen. Es wirkt in ruhigeren Tracks unterschwellig auf den Hörer und sorgt dafür, dass man zur gruseligen Puppe einen unsichtbaren Bezug findet. Es ist im Hörverlauf schwierig zu identifizieren, passt aber vortrefflich zur Geschichte. Wilde Actionpassagen hat der Komponist mit modernen Samples ausstaffiert. Schöne Beispiele hierfür sind «Model 3 Generative AN-droid» oder das schon erwähnte «Workshop Duel». Nach zähem (aber gefälligem) Suspense zeigt auch «She´s Still Plugged in» die filmmusikalischen Zähne.
Der surreale siebziger Jahre Look des Filmes wird unterstrichen mit dem von Willis beigesteuertem Song «Tell me your Dreams» und dem Cue «Funki Headquarters». Letzteres ist quasi die Erkennungsmelodie der Spielzeugfirma Funki.
Fazit: Tolle Vertonung mit vielen Highlights. Willis verschwendet nichts, alles hat bei näherer Betrachtung eine mehrschichtige Bedeutung. Mit diesem Score kann man sich lange beschäftigten. Daher: 3mpfehlenswert!
| Oliver
NOSFERATU – A SYMPHONY OF HORROR
Christopher Young | Warner Classics
Das Projekt NOSFERATU, Musik zum Stummfilm von F.W. Murnau, mit einer Doppel-CD gekrönt, wurde durch ein Kickstarter Crowdfunding finanziert.
Christopher Young ist ein Meister des Horrorfilms und zweifellos der richtige Komponist, um Murnaus Film neues musikalisches Leben einzuhauchen. Sein 93 Minuten Score ist in eine «Overtüre» und in fünf Akte unter- und also auf zwei CDs verteilt.
Auffälligstes Element ist nebst dem gut aufspielenden Tonhalle Orchester Zürich unter der Leitung von Frank Strobel die Orgel, die Young verwendet hat und die des Öfteren prominent in Erscheinung tritt. NOSFERATU – A SYMPHONY OF HORROR mischt klassische Element mit impressionistischer, zeitgenössischer Musik und atonalen Teilen. Orgel, Streicher und Holzbläser sind die augenfälligsten Instrumente, explodierendes Blech und Perkussion sorgen für zusätzliche Dramatik. Youngs Score ist von sehnsüchtiger Schönheit und schaurig packender Atmosphäre, auch in dieser üppigen Länge ein formidables Hörerlebnis. Die Aufnahmeart ist klar klassisch orientiert mit mehr Overheadmikros und Hall.
Der geneigte Zuhörer fragt sich, wieso Young nicht mehr Filmprojekte kriegt – leider ist er zurzeit wie so viele seiner Kollegen nicht «in» in Hollywood.
Ein dreisprachiges Booklet mit einem kurzen Interview mit dem Komponisten liegt bei.
| Phil
THE CORE
Christoper Young | Intrada
Jon Amiels Film ist ein just for fun-Stück mit Starpower, über dessen Story man nicht zu viel nachdenken sollte, ähnlich wie ARMAGEDDON. Amiel und Young schauen auf einige gemeinsame Filme zurück: COPYCAT, THE MAN WHO KNEW TOO LITTLE, ENTRAPEMENT und CREATION. THE CORE (2003) war allerdings bei grossem Aufwand kein sonderlich erfolgreicher Film des Regisseurs.
Die kürzlich erschienene Doppel-CD entspricht dem Album von Intrada, das 2011 herausgebracht wurde. Auch die Intrada Nummer, 187, ist die gleiche, es ist also ein Re-release. Zum Score gilt, was ich 2012 bereits darüber ausgeführt habe (heute würde ich der Musik mit einer halben Note/CD plus bewerten): Eine massive, toll geschriebene und unterhaltsame Filmmusik, die einfach Spass macht und die über die Zeit nichts an ihrem Reiz verloren hat.
Wer das 2011er Album besitzt, braucht die 2024er Version sicher nicht. Wer nur die Promo oder THE CORE überhaupt nicht besitzt, kann, ja sollte hier bedenkenlos zuschlagen. So geht gutes Katastrophenfilm-Scoring.
| Phil
BLITZ
Hans Zimmer, Apple
Meist gehe ich mit einer gewissen Zurückhaltung an einen neuen Zimmer Score heran, das hat Gründe, die auf den letzten plus 25 Jahren fussen. BLITZ (2024) bestätigt diese Hemmung meinerseits, denn Zimmers Musik tut kaum was, um den Film in einer musikalisch dramatischen Weise zu begleiten. Die 18 Minuten von Zimmer (so viel sind auf dem Album) versuchen den Horror des Kriegs, Trennung, Angst zu fassen, doch daran scheitert Zimmer (und seine zusätzlichen Helfer). Ebenso findet er nie – oder es war nicht vorgesehen – Verbindung zu Nicholas Britells arrangierten Jazzstücken und Songs. Das wäre möglicherweise ein Ansatz gewesen?
Hans Zimmers Soundtrack zu BLITZ (2024) enttäuscht, da er es nicht schafft, das Grauen des Krieges musikalisch dramatisch fassbar zu machen. So bleibt der Score deutlich hinter den Erwartungen zurück. Schade wurde nicht der talentierte Britell für den Score angefragt, es wäre spannend gewesen zu erleben, was er aus dem Film machen und wie er Musik angehen würde.
| Phil
SUPERKLAUS
Diego Navarro | Moviescore Media
Und so schielen wir halt nach Spanien rüber, denn da hat Diego Navarro (EL CUCO, PASSAGE TO DAWN) den computeranimierten, spanischen Film SUPERKLAUS (2024), jawohl, Nikolaus mit Superkräften, musikalisch betreut. Aufgenommen mit The City of Prague Philharmonic kommt der Score als vollorchestrales BEscherung mit einem pfundigen Superhelden-Titelthema daher (man höre sich als Hörtipp «Theme from SuperKlaus (End Credits)» an), ab und an arbeitet der Komponist moderne, elektronische Rhythmen ein, vielleicht als Persiflage an die hämmernder Superhero-Scores der 2010er, diese Passagen nehmen allerdings selten Überhand. Die 70 Minuten, 85 hat Navarro insgesamt komponiert, geraten auch mal ins Plätschern, haben jedoch genug Reiz und Abwechslung zum Freude machen. Hübsch, aber eher zurückhaltend eingearbeitet sind zu Beginn weihnachtliche Stimmung und Weihnachtslieder. Eine rundum feine Sache.
| Phil
DARLING LILI
Henry Mancini | Quartet Records
Gleich vier Musiken von Henry Mancini legte Quartet Records auf einen Schlag auf, nebst der Premiere mit PINK PANTHER (1963) u.a. DARLING LILI (1970), ein Musical mit Julie Andrews und, ja, in der Tat, Rock Hudson, das zu einem Flop an den Kinokassen geriet. Mancini schrieb sowohl die Songs wie auch den Score zu diesem Blake Edwards Film (der das Budget massiv überschritt und für einige Jahre zu einer Pause zwischen Mancini und dem Regisseur sorgte). Quartet Records legte DARLING LILI als Doppel-CD auf, wobei CD 1 zunächst das RCA Album, welches damals zum Musical erschien, und von Track 14 bis 32 «The Henry Mancini Underscore» (der Grund weshalb ich mir das Album bestellte) präsentiert. Dieser Score zeigt sich sehr zurückhaltend, überbrückt Szenen zwischen den Songs, drückt Spannung und mild Emotionen aus.
Auf CD 2 sind die «Johnny Mercer Demos» und «Instrumental Versions» zu den Songs zu hören. Also ein rundum Wohlfühlpackage für Fans des Musicals und sicherlich des Komponisten. Der Scoreanteil ist ansprechend bei 41 Minuten Dauer.
Für «Whistling Away the Dark» gewann Mancini den Golden Globe (eine Oscar-Nomination gab es für diesen Song ebenso wie für den Song Score) für den besten Song, was ihn selbst, wie er gestand, am meisten überraschte.
| Phil
02.02.2025