Und wieder kann ein bisher unveröffentlichter Goldsmith von der Wunschliste gestrichen werden. Mit Gathering of Eagles, einem politisch „sauberen“ und patriotischen US-Kriegsfilm über einen in ständiger Alarmbereitschaft befindlichen Atomwaffenstützpunkt und dessen Besatzung aus dem Jahr 1963, inszeniert von Delbert Mann mit Rod Taylor in der Hauptrolle. Taylor leitet den Stützpunkt und kommt mit seiner Art bei Untergebenen nicht gut an, aber auch in seiner Ehe liegt einiges im Argen.
Was man von Gathering of Eagles nicht erwarten sollte, ist aggressiv militärisches wie in Tora! Tora! Tora!. Pepp und Militaristik à la The Blue Max kann man kann man hier allerdings schon vernehmen, etwa in Tracks wie Alert and Main Title, The Titan oder Green Flash Alert. Dramatisches Blech mit geschäftigen Streichern und klar gesetzten Perkussionseinfällen. Es sind vor allem die ersten sieben Stücke, in denen auf diese deftige Dramatik gesetzt wird. Danach wird es mit Victoria’s Arrival und Do Not Disturb ruhiger, wenn Goldsmith musikalisch die Problem behaftete Ehebeziehung beschreibt: Geschrieben für Holzbläser und Streicher, wunderbar romantisch aber auch zurückhaltend distanziert (Making Up und Broken Date) – gerade so, dass der Hörer merkt, dass hier etwas nicht so ganz in Ordnung ist.
Mitte der CD dominiert Suspense mit dem häufig zu hörenden 2-Noten-Militärmotiv und gelegentlichen Steigerungen; etwas zurückhaltender bleibt hier das zu Beginn prominent eingesetzte Hauptthema (Out of Contact). Auch bezieht sich Goldsmith wieder auf die Beziehungsgeschichte mit den zum Ende des letzten Absatzes erwähnten Tracks.
Es folgen tragische Streicherklänge, Harfe und eine wunderbar bedrückende Solo-Trompete in Fowler’s Accident. Einen tieferen Einblick was im Kopf eines Protagonisten abgeht, hinterlässt Goldsmith im 4-Minuten Stück Therapy mit einer unbehaglichen aber klar gegliederten Klangcollage. Das dort verwendete Klaviermotiv führt er in Seating it Out für die Harfe weiter.
Das Finale gehört schliesslich all den Hauptthemen (Hospital Beat). Auch das Schlussstück End Title bietet Raum für eine Verschmelzung dieser Themen und Motive, ehe der Score mit einem pfeffrigen Statement zum Ende kommt (dieses Stück dauert 4:00 Min. und nicht wie auf dem Backcover angegeben 1:33).
A Gathering of Eagles ist eine Bereicherung in der Goldsmith-Diskografie, die man gerne ins Goldsmith-Regal aufnimmt. Jetzt muss noch Seven Days in May her, dann bin ich fast schon glücklich…
Leider sind wie beim Varèse Club üblich die Liner Notes (von Julie Krigo) wieder recht knapp ausgefallen.
A GATHERING OF EAGLES Jerry Goldsmith Varèse Sarabande Club VCL 0901 1110 47:28 Min. / 22 Tracks Limitiert auf 3000 Stk.
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