The Sand Pebbles (Intrada)

Andreas Süess hat in seiner Great Train Robbery Rezi geschrieben: „Ob es Sinn macht, dass Kürzest-Tracks wie The Gold oder The First Key unbedingt mitveröffentlicht werden mussten, werden wohl nur die beinhartesten Goldsmith-Komplettisten bejahen…“. Bei The Sand Pebbles stellt sich diese Frage durchaus auch, denn mit The San Pablo, Trial Run – Part I und Part II sowie Night Mission sind vier bisher unveröffentlichte Tracks aufgetaucht, deren Laufzeiten in drei Fällen an der 30 Sekunden grenze kratzen (The San Pablo dauert 1:02). Ob diese Tracks und die zusätzlichen Passagen in Restless Months zusammen mit 6 source music Stücken eine erneute Veröffentlichung auslösen müssen, eben: „werden wohl nur die beinhartesten Goldsmit-Komplettisten bejahen“.

Die Varèse Scheibe aus dem Jahr 2002 jedenfalls war bereits eine Offenbahrung für den Fan. Doch da The Sand Pebbles mit zu meinen allerliebsten Goldsmith Scores zählt, nehme ich gerne auch das wenige Zusatzmaterial der Intrada CD in Kauf, denn nun ist er komplett, dieser wunderbar melodische, exakt meinen Geschmack treffenden Score zu einem ebenso wunderbaren, schön fotografierten und toll gespielten Film von Robert Wise aus dem Jahr 1966.

Muss man über die Musik noch Worte verlieren, das waren meine Gedanken als ich die Rezi zu schreiben begann? Einerseits habe ich The Sand Pebbles zuvor bereits andernorts rezensiert, andererseits ist es eine Komposition, die mir quasi in Fleisch und Blut übergegangen ist. Die herrliche Overture (in beiden Versionen, denn wie die Varèse Scheibe zuvor zeigt auch die von Intrada die Original- und die im Film verwendete Fassung). Die wundervoll eingewobenen, nie Überhand nehmenden asiatischen Klänge. Die melodische Handlung, die Goldmith vollführt. Das Entsetzen in Death of a Thousand Cuts. Die Feinheiten in den Tracks, die Steve McQueens (für mich die McQueen-Darstellung schlechthin) Charakter und dessen „Beziehung“ zum Schiffsmotor begleiten. Die simple Kraft und komplexe Dramatik in den Actionstücken. Und schon geht ein ganzer Abschnitt drauf – und verloren fühlen sich die Worte doch nicht an.

The Sand Pebbles ist ein famoses Werk in einer noch relativ jungen Filmographie (und aus einer Phase in der The Blue Max, Stagecoachund A Patch of Blue stammen) eines Jerry Goldsmith, der mehr denn je an der Schwelle zu einem der gefragtesten Komponisten Hollywoods stand.

Wie es zurzeit Mode ist, enthält das Album auch die Version des alten Soundtrackalbums (auf CD 2, auf der sich ergänzend die source music Stücke befinden). Darüber zu streiten ist müssig, es scheint im Moment einfach so üblich.

Also denn, kauen wir den Satz, der bei einigen der letzten Wiederveröffentlichungen Geltung gefunden hat, wider: Für den eisernen Goldsmith-Fan und/oder Sammler ist wohl klar, dass die CD gekauft wird. Wer aber bereits die Varèse Scheibe mit 65 Minuten Dauer hat, ist bestens bedient. Soundtrackfans wiederum, die weder das Original noch die Varèse haben, kommen mit diesem Doppelalbum von Intrada bestens davon. Ein Muss, in welcher Form auch immer, ist The Sand Pebbles auf alle Fälle.

Phil, 14.2.2012

 

THE SAND PEBBLES

Jerry Goldsmith

Intrada MAF 7110

CD 1: 70:22 / 32 Tracks
CD 2: 39:06 / 18 Tracks