Daylight

Review aus The Film Music Journal No. 9/10, 1997

Die in jener Zeit grassierende Katastrophenfilmwelle brachte wenig erfolgreiches Material zu Stande: Weder VOLCANO (1997, Musik Alan Silvestri) noch DANTE’S PEAK (1997, Musik John Frizzell) waren grosse Kinoerfolge. In DAYLIGHT (1996) spielt Sylvester Stallone Kit Latura, der als Retter in der Not versucht Eingeschlossenen zu helfen, die nach einer Explosion, hervorgerufen durch ein Fluchtauto, das einen mit geeignetem Zündstoff beladenen Truck zur Explosion bringt, im Verbindungstunnel zwischen New Jersey und Manhattan um ihr Leben bangen. Story 0, Klischees 5…!

Was musikalisch gut begann, wird leider ziemlich rasch langfädig und künstlich bemüht. So könnte man kurz und bündig Randy Edelmans dritte Zusammenarbeit mit Rob Cohen nach DRAGON: THE BRUCE LEE STORY (1993) und DRAGONHEART (1996) umschreiben. Der eröffnende Titel «Daylight» erhielt damals die von mir unautorisiert inoffizielle Bezeichnung «coolster Main Title des Jahres», doch vermag der grösste Teil des Scores nicht mitzuhalten – und so ist DAYLIGHT in seiner Gänze von fadem bis mässig originellem Gehalt. Zwar schätze ich Edelmans Sinn fürs liebevoll Süsse («Latura’s Theme»), doch gleitet er mit seiner Mischung aus Synthiepads und Streichern zu oft ins Kitschige an («Searching for a Miracle»). Auch seine einst in DRAGON: THE BRUCE LEE STORY, nach wie vor einer seiner besten Scores, so interessanten Actionmomente vermag Edelman hier nicht wiederzubeleben. Schade eigentlich, wenn man seine spannende, düstere Seite aus CITIZEN X (1995) oder DIABOLIQUE (1996) betrachtet.

Vielleicht kann man Edelman zu Gute halten, dass Stallone hier wie seinerzeit bei THE SPECIALIST (1994), immerhin hat der Mann in «seinen» Filmen einiges zu sagen, mehr Wert auf Atmosphäre denn auf hit-the-action Musik gelegt haben könnte. DAYLIGHT ist somit eigentlich nur dem Edelman-Fan zu empfehlen, der nicht genug von dessen Musik bekommen kann (was aktuell, 2021, längst zur Seltenheit geworden ist).

Phil, 1997

 

DAYLIGHT

Randy Edelman

Universal

48 Min.
16 Tracks