Spotlight on John Williams

Ja, es gibt sie in einer ziemlichen Vielzahl, die Sampler mit Musik von John Williams. Kein lebender Filmkomponist ist so gut vertreten, was das anbelangt. Was ist also das Besondere an dieser wunderschön aufgemachten Doppel-CD «Made in Switzerland»? Nun, ganz klar die Einspielung mit einem Schweizer Orchester, dem City Light Symphony Orchestra unter der Leitung von Kevin Griffiths. Dieses Orchester ist vormals in Luzern seit Jahren fleissig was Filmmusikkonzerte anbelangt, allen voran und besonders erwähnenswert die Auftritte live zum Film, die sich in den letzten Jahren mehr und mehr durchgesetzt haben. Im akustisch brillanten Saal des KKL in Luzern, direkt am Vierwaldstättersee gelegen, werden diese Konzerte veranstaltet. Wer schon mal in diesem Konzertsaal war, weiss den Klang und das Ambiente zu schätzen – wer es noch nicht geschafft hat, dem sei empfohlen, sich nach Luzern aufzumachen und einem der Konzerte beizuwohnen. Das aktuelle Programm, wie überall leider zuletzt immer wieder verschoben auf Grund der Covid-Pandemie, beinhaltet zum Beispiel SUPERMAN-THE MOVIE (1978, natürlich John Williams) im Mai 2021 oder in Klosters (bei Davos) CINEMA PARADISO (1988), vorgesehen im August. Mehr zum Programm findet man hier.

Nun aber zu SPOTLIGHT ON JOHN WILLIAMS. 100 Minuten Musik werden dem Fan hier geboten, beginnend mit der herrlichen «Overture» aus THE COWBOYS (1972) – damit hat die Veröffentlichung von Prospero schon fast mein Herz gewonnen. Es folgt, anstatt des bekannten und oft gespielten «The Raider’s March», «End Credits» aus INDIANA JONES AND THE TEMPLE OF DOOM (1984), eine wirklich feine Abwechslung. Danach sind zwei weitere Musiken zu Filmen von Steven Spielberg zu hören: «Theme» aus JURASSIC PARK (1993) und das mitreissende «The Flight to Neverland» aus HOOK (1991). Nun ist HARRY POTTER-Zeit angesagt: «The Chamber of Secrets» und «Fawkes the Phoenix» aus HARRY POTTER AND THE CHAMBER OF SECRETS (2002) sowie «Witches, Wands and Wizards» aus HARRY POTTER AND THE PRISONER OF AZKABAN (2004) – zwei weitere Filmmusiken, die nicht allzu oft auf Samplern und in Konzerten zu erleben sind. Weiter geht es mit einem Stück aus Spielbergs Animationsfilm THE ADVENTURES OF TINTIN (2011): Das schmissige «The Duel». Ein alter Bekannter tritt mit dem «Superman March» aus SUPERMAN-THE MOVIE auf (1978; heute öfters lediglich als SUPERMAN bekannt, daran werde ich mich irgendwie nie gewöhnen). Abgeschlossen wird CD 1 mit einer ausführlichen 18-Minuten-Suite aus STAR WARS: THE FORCE AWAKENS (2015), Williams doch gelungenstem Werk der KRIEG DER STERNE-Abschlusstrilogie.

CD 2 startet mit dem ergreifenden «Theme» aus Oliver Stones hervorragendem JFK (1991), gefolgt von John Williams goes Jazz mit «Escapades» zu Steven Spielbergs CATCH ME IF YOU CAN (2002). Danach machen wir nochmals einen Schritt zurück zu Oliver Stone und dessen Tom Cruise-Drama BORN ON THE FOURTH OF JULY (1989): «Main Theme» für Solo-Trompete. Nun folgen zwei weitere Stücke aus Musiken zu Spielberg-Filmen: «Viktor’s Tale» aus THE TERMINAL (2004), das als Soloinstrumente die Klarinette und das Akkordeon präsentiert. Den Abschluss bilden «Opening Credits» aus THE ADVENTURES OF TINTIN (2011) und «Nimbus 2000» als Holzbläser-Spass aus HARRY POTTER AND THE SORCERER’S STONE (2001).

Wohltuend, dass Gassenhauer wie «Throne Room & End Credits» aus STAR WARS -A NEW HOPE (1977) oder «Flying» und «Adventures on Earth» E.T. – THE EXTRA TERRESTRIAL (1982) oder JAWS (1975) für einmal nicht ins Programm aufgenommen wurden. Schön wäre allerdings ein Ausflug zu Fan-Favoriten wie BLACK SUNDAY (1977), THE TOWERING INFERNO (1974), NIXON (1995), THE FURY (1978) oder SLEEPERS (1996) gewesen, die alle auch konzertant ganz viel hergeben würden. Aber das Programm der Doppel-CD ist abwechslungsreich gestaltet, kurzweilig und vor allem agieren die Musiker und Solisten des City Light Symphony Orchestra bestechend, aufgenommen während mehrere Tage im KKL Luzern. Hätte mir vor 30 Jahren jemand gesagt, ein Schweizer Orchester würde abseits von Klassik auf diesem Niveau spielen, ich wäre ungläubig zusammengezuckt. Es war die Zeit als der Schreiber dieses Reviews erfolglos versuchte ein James Horner-Konzert in der Schweiz auf die Beine zu stellen und bei eigentlich allen Orchestern auf Skepsis und Fragezeichen stiess. Schön hat sich das in den letzten Jahrzehnten verändert. Die Liner Notes des zweisprachig gehaltenen, luxuriöse gestalteten Booklets stammen übrigens von «unserem» Basil Böhni.

Phil 14.5.2021

 

SPOTLIGHT ON JOHN WILLIAMS

John Williams

Prospero

CD 1:
64:45 Min. / 13 Tracks
CD 2:
35:30 Min. / 8 Tracks