Als Jerry Goldsmith 1982 «Carol-Anne’s Theme» zum eigentlichen Hauptthema von POLTERGEIST machte, staunten nicht wenige Filmmusikanhänger und selbst das Kinopublikum fand, wenn es viele auch nicht in Worte fassen konnten, dieser Kniff sei wirklich etwas Besonderes. Goldsmith schaffte es oft einen besonderen Zwick, eine besondere Idee in seine Musiken einzubauen, das Etwas, das Stückchen Emotionalität, da wo es nicht erwartet wurde, die Instrumentation, die anders war, das Thema eben, das man vielleicht so an dieser Stelle nicht erwartet hätte.
Nun ist Bear McCreary nicht Jerry Goldsmith und will es sicherlich auch nicht sein, aber er ist ein Komponist, der durchaus ähnlich denkt. Man höre sich seine wundervolle «Lyrik» in THE PROFESSOR AND THE MADMAN, sein unerwartetes (wenn auch etwas wuchtiges) Spiel mit Motiven in GODZILLA: KING OF MONSTERS, seinen starken 10 CLOVERFIELD LANE und jetzt die Musik zum Remake von CHILD’S PLAY; und wieder vollführt McCreary eine 180 Grad Drehung. Dieses Mal wird er von niemand geringeres als Mark Hamill, der die Stimme Chuckys gibt, unterstützt.
Aber das besondere an McCrearys schräger Musik, ist der kindlich
naive Touch, der sich allzu bald, wir wissen es, in Schrecken und Horror wendet.
Doch beginnen wir von vorne: McCreary, seit seiner Kindheit ein Fan der CHILD’S
PLAY-Serie, beziehungsweise des VHS-Covers in der Videothek, ergriff die
Möglichkeit auf ein Orchester im traditionellen Sinn zu verzichten und baute
sein eigenes «Spielzeugmusikalium», in dem er das Kinderzimmer seiner
4-jährigen Tochter – unter deren Protest freilich – enterte und alles was einen
interessanten Klang von sich gab, im Studio des Komponisten versammelte. Unter
anderem ein Kazoo (ein kleines Membranophon meist aus Metall bestehend), Akkordeons,
eine Melodica (mit Atemluft funktionierende, kleine Tastenharmonika) oder ein
Otamatone, ein kleiner, elektronischer Minisynthesizer aus Japan, der wie ein
Spielzeug aussieht. Klingt total verrückt, oder? Ist es auch. Aber keine Angst,
CHILD’S PLAY ist kein blosses kunterbuntes Durcheinander an Spielzeugsounds,
McCreary zaubert hier einen mal wirklich richtig originellen Horrorscore aus
der Kiste abseits von wohlbekannten Klischees und Dauersynthigemurmel.
Mit «The Buddi Song» beginnt der Score, Mark «Luke» Hamill leiht dem fiesen
Liedchen seine Stimme, das Stück wurde gar im Haupttitel eingesetzt, was
McCreary besonders gefreut hat. Es ist auch das Hauptthema des Scores, der eher
bedächtig und verspielt beginnt, den Anstieg an Horror während des Films jedoch
auch auf der CD wiedergibt. Ganz ohne ein paar der üblichen Instrumente, kommt
aber auch CHILD’S PLAY nicht aus: Zwei Violinen, eine Bratsche, Cello, Bass und
eine Ukulele, ausserdem ist der Chorus of the City of Prague Philharmonic
Orchestra zu hören, ein bisschen anders als gewohnt allerdings. Beendet wird
der Score mit Bear McCrearys Version von Joe Renzettis «Child’s Play Theme», als
kleine Verneigung vor dem Original.
Die Musik zu CHILD’S PLAY wird überraschen, befremden und vielleicht das ein und andere Augenbrauen Verziehen hervorbringen. Aber sagen wir so, wer etwa seinen Spass an LINK hatte, dürfte auch von diesem McCreary Werk unterhalten werden.
Phil, 29.7.2019
CHILD’S PLAY
Bear McCreary
Sparks & Shadow
67 Min.
21 Tracks