Patrick Williams Kritzerland KR20024-6 65:02 Min. / 30 Tracks Limitiert auf 1000 Stück
Es dauerte 10 Jahre ehe es mit einem Sequel zum Robert Redford/Paul Newman Hit Butch Cassidy and the Sundance Kid klappen sollte. Aus dem Sequel wurde allerdings ein Prequel, wie schon aus dem Titel ersichtlich. Die Besetzung änderte sich, naturgemäss, ebenfalls, Tom Berenger und William Katt in den Hauptrollen als die jungen Butch and Sundance. Der Western floppte allerdings, in einer Zeit als Science Fiction die Kinokassen beherrschte, gewaltig. Im selben Jahr übrigens arbeiteten Regisseur Richard Lester und Komponist Patrick Williams bereits beim Sean Connery Vehikel Cuba zusammen, interessanterweise war Williams ausserdem für die Vertonung der in den USA populären Mary Tyler Moore Show tätig, die Drehbuchautor Allan Burns miterschaffen hat.
Kritzerland nun ist es vergönnt den originalen Score erstmalig veröffentlicht zu haben nachdem in Japan seinerzeit eine Neueinspielung erschien, eine Rarität bis heute. Überhaupt, es gab bis vor kurzem nicht allzu viele Filmmusiken von Patrick Williams, die eine Veröffentlichung auf CD erfuhren. Nach dem vor drei Jahren erschienen Cuba (ebenfalls bei Kritzerland) und der 2012er Ausgabe von Used Cars nun also ein weiterer P. Williams.
Scheinbar stand aber nicht nur der Film sondern auch die Musik unter keinem allzu guten Stern, musste Williams doch diverse Tracks neu überarbeiten – und so teilt sich die CD in „the film version“ und „the original version“, wobei erstere den Grossteil der Scheibe ausmacht. Bruce Kimmel hat sich dazu entschlossen nur die Tracks mit einem Mehr an „Materialveränderung“ zusätzlich beizufügen.
Wie Williams in unserem Interview erklärte, lag Lester viel daran den musikalischen Flair der englischsprachigen Einwanderer zu verwenden. Und so beginnt der Score auch mit Klängen, die an die Auswanderer der grünen Insel erinnern: Penny Whistle, Holzlöffel, Maultrommel, Zieharmonika etc. Dies verbindet Williams mit kräftigem Americana in „Main Title“, immer mit einem gewissen Charme und Witz ausgestattet („Back in Business“). So ist denn auch das Hauptthema zu verstehen, dass oft vom Solo-Horn, von der Streichersektion oder auch mal vom Cembalon gespielt wird. Erweitert wird dieses durchaus fröhliche Klangspektrum mit Suspense („The Intruder“, “Butch Gets the Fever“), konzertanten Stücken („Ski Montage“ – ein filmisches Equivalent zum Rad fahrenden Paul Newman in Butch Cassidy and the Sundance Kid) und einem romantischen Thema, intoniert von Harfe und Querflöte in „Mary’s Theme“. Williams steigert seinen Score an Dramatik und Spannung in der zweiten Hälfte deutlich gegenüber der eher heiteren Stimmung der ersten Tracks bishin zum Höhepunkt „The Really Big Train Robbery“ Part 1, 2 und 3 (witzig die musikalische Umsetzung des Dampfrosses mit Einbindung des irischen Touches).
Insgesamt ist Butch and Sundance: The Early Days sicher keine überaus bleibende, aber doch eine gelungene Musik – und irgendwie auch befriedigender als der Burt Bacharach Score von 1969. Wer sich einen deftigen Westernscore à la Moross oder Broughton wünscht, dürfte hier allerdings auch nicht überaus gut bedient werden, was bei der Ausgangslage, man rufe sich das verschmitzte Original ins Gedächtnis, kaum erwartet werden durfte. Dennoch, alleine schon die abschliessende Zugüberfallsequenz kann wirklich begeistern.
Die CD ist nach wie vor erhältlich, was wohl darauf schliessen lässt, dass weder Film noch Komponist bei den Sammlern besonders populär sind. Es bleibt zu hoffen, dass trotzdem weitere Scores von Patrick Williams erscheinen werden.
Phil, 1.7.2013
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