Armand Amar Long Distance 794881982622 45:08 Min. 13 Tracks
In seinem Spielfilmdebüt geht der Dokumentarfilmer Jacques Malaterre der Frage nach, warum die Neandertaler urplötzlich aus der Evolutionsgeschichte verschwunden sind. Nach mehr als 300.000 Jahre langer Vorherrschaft über die Erde, verliert sich ihre Spur vor 30.000 Jahren.
Der junge Neandertaler Ao muss täglich ums Überleben kämpfen. Klirrende Kälte und die Bedrohung durch gefräßige Eisbären sind allgegenwärtig. Als Ao von der Jagd zurückkehrt, findet er seinen gesamten Clan ermordet vor. Völlig auf sich allein gestellt, macht er sich auf die beschwerliche Reise Richtung Süden zu seinem Geburtsort. Gemeinsam mit seiner schwangeren Frau Aki, die genetisch einem modernen Menschen entstammt, begibt er sich auf eine beschwerliche Flucht.
Bildgewaltig, authentisch und berührend setzt Malaterre das Urzeit-Epos von Klapcznski um, das sich auf faszinierende Art und Weise den Ursprüngen des Menschseins nähert.
Da der Neandertaler nach heutigem Wissen nur vereinzelte und unzusammenhängende Laute von sich gegeben hat, muss Malaterre auf Dialoge verzichten. Mit Hilfe eines Off-Kommentars werden uns die Empfindungen und Gedanken der Urzeitmenschen mitgeteilt. Dabei nimmt die Filmmusik von Armand Amar eine bedeutende Funktion wahr. Sie muss uns die unbarmherzige Natur, die Geschichte und die Emotionen begreiflich machen.
In typischer Weise nimmt uns Armand Amar mit ethnischen Versatzstücken, wilden Percussion und dem typischen «Weltmusik»-Mix mit auf die beschwerliche Reise. Mit stimmungsvollen elektronischen Klängen schafft er einen bedrohlichen Sound, um die emotionelle Bandbreite der Protagonisten verständlich zu machen. Dabei unterstützen die Streicher der Prager Sinfoniker tatkräftig den bedrohlichen Klang.
Bulgarischer Obertongesang eröffnet die fremdartige Welt der Neandertaler. Ungewöhnliche elektronische Sounds untermalen eine unwirkliche Kulisse. Unterstützt von tibetanischem Schlagwerk, dem chinesischen Erhu und der armenischen Flöte (Duduk), wird der Versuch unternommen, einen verzweifelten und letztendlich erfolglosen Überlebenskampf musikalisch darzustellen. Einzig für die beschwerliche Wanderung entwickelt Amar ein hörenswertes Thema, das mit seinem treibenden Rhythmus vorantreibt.
Armand Amar gelingt es nicht, sich von seinen typischen Stilismen zu trennen. Er verzettelt sich in bekannte Hörmuster und kann seiner Musik nichts Neues hinzufügen. Er recycelt seine Musik und so schimmern an vielen Ecken die Sounds und Klänge der Yann Arthus Bertrand-Dokumentation Home durch.
Bernd, 20.1.2011
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