Black Gold

James Horner

Varèse Sarabande VSD 7134

55:33 Min./14 Tracks

In einem bildgewaltigen Erzählkino legt Jean-Jaques Annaud sein opulentes und fesselndes Wüstenepos Black Gold an: Arabien Anfang der 30iger Jahre im kleinen Wüsten-Fürstentum Hobeika schließen nach langen Jahren des Konfliktes die beiden verfeindeten Fürsten Nessib und Amar einen Waffenstillstand. Um diesen dauerhaft garantieren zu können, nimmt Nessib die Söhne Amars – Saleeh und Auda – als Friedenspfand in seine Obhut. Außerdem vereinbaren die beiden Fürsten eine Art Pufferzone zwischen den beiden angrenzenden Reichen, den so genannten ‹Yellow Belt›. Keiner der beiden hat Anspruch auf diese Zone. Als in diesem jedoch später riesige Erdölvorkommen entdeckt werden, kommt es zum Konflikt. Nessib wittert das große Geschäft und beginnt mit dem Abbau, wohingegen sein Widersacher Amar den Gürtel unberührt lassen möchte. Um Amar umzustimmen, sendet Nessib Prinz Auda als Botschafter in dessen Heimat zurück. Als auch noch Saleeh versucht aus dem goldenen Käfig Nessibs zu entkommen und bei dem Versuch ums Leben kommt, spitzen sich die Ereignisse immer weiter zu.

In fantastischen Kamerafahrten, die die Weite und Schönheit der Wüste einfangen, zeigt Annaud wie Auda seiner Bestimmung folgt und vom Bücherwurm zum Stammesfürsten reift. Dabei verzichtet er auf übermäßigen Pathos Lediglich die Liebesgeschichte zwischen Auda und Nessibs Tochter Leyla wirken etwas zwanghaft aufgesetzt.
Nach Der Name der Rose und Enemy at the Gates ist Black Goldbereits die dritte Zusammenarbeit von Jean-Jaques Annaud und James Horner.

Ähnlich wie bei Enemy at the Gates verwendet James Horner in seinem Hauptthema für Black Gold Motive aus der 8. Sinfonie von Gustav Mahler. Ein kurzes Motiv, das auf ein ungarisches Volkslied zurückgeht, zitiert Horner in Piano-Soloeinlagen und in zurückhaltenden Bläsereinsatz.

Mit dem Eröffnungstrack stimmt James Horner den Zuschauer auf die Reise zu einer ungewohnten Lebensart, Philosophie und Kultur ein. Wie ein Muezzin vom Minarett, der die gläubigen Muslime zum Gebet aufruft, verwendet Horner den Einsatz der Stimme von Dhafer Youssef. Verhalten und sehr zurückgenommen entwickelt Horner mit Piano und wenigen Instrumenten seine Grundstimmung. Ein Eröffnungstrack der ohne schwungvollen Orchestereinsatz à la Lawrence of Arabienauskommt. Eher ein Soundsampling mit brummendem Unterton und wenigen Bäserelementen bildet die Basis, in der das erwähnte Hauptthema am Ende in der Oboe wieder durchsticht.

In der ersten Hälfte des Soundtracks bleibt der Score sehr zurückhaltend und nur an wenigen Stellen greift Horner auf großen Orchestereinsatz zurück. Dieser ist jedoch wie gewohnt üppig opulent in arabischem Gewand verpackt. Es gelingt Horner mühelos allen Klischees zu entgehen und seine Musik eigenständig klingen zu lassen. Er vermeidet Zitate in Richtung Maurice Jarre und selbst Eigenzitate sind wohltuend selten.

Ethnische Musik verwendet Horner sehr dezent und fast immer im Zusammenhang mit vokalem Einsatz. Dabei besticht vor allem der angesprochene Dhafer Youssef. Ähnlich wie die indische Musik in The Four Feathers greift Horner nicht auf klischeehafte Stilelemente zurück. Sein Einsatz ist urbaner und authentischer.

Ein Highlight bildet der Track „Father and Son“. Mit ähnlichen Klängen wie in Where the River runs Black (und dem fantastischen „The Orphanage“) untermalt Horner mit elektronische Klängen fast liebevoll die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Es kommt wie es kommen muss. Im Finale stehen sich die Widersacher gegenüber und der Kampf ist unvermeidlich. Hier gelingt es Horner seiner typischen Schlachtenmusik zu entgehen. Zwar ist das musikalische Grundmuster nach wie vor ein steigerndes Tempo im Orchesterapparat, doch streut Horner eine interessante Orchestrierung als neues Element bei.

Black Gold ist eine hörenswerte Musik, die alles bietet, was man von einem gewaltigen Bildepos erwartet. Orientalische Klänge, große Orchesterattacke und romantische Elemente, alles findet sich in Horners Werk wieder. Verpackt in einer auffallend stimmigen und hörenswerten Orchestrierung schafft Horner die Trennung zu Avatarund anderen Blockbuster-Musiken.

Zwar bleiben nach wie vor Zitate aus der eigenen Schaffenszeit, doch das ist eher als „eigene musikalische“ Sprache zu deuten und nicht als ständiges Selbstzitieren zu werten. Das London Symphony Orchester bietet den entsprechenden Klangkörper und setzt die Musik hörenswert um. Die Orchestrierung ist beachtenswert und lässt beim Zuhören immer wieder Neues entdecken. Horner kann es noch und lässt sich von Annaud zu einer gelungen Filmmusik inspirieren.

Bernd, 3.3.2012

 

 

 

 

 

 

 

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