In The Last Witch Hunter (2015) kämpft Vin Diesel gegen allerlei böse Hexen. Wieso? Weil er’s kann; und zwar seit Jahrhunderten. Wegen eines Fluchs, den eine Hexe während eines Kampfes im dunklen Mittelalter über ihn verhängte, muss er nun das Dasein als ruheloser Hexenjäger, den die gruseligen Frauenzimmer regelrecht anziehen, ewig fristen („erzählt“ mit dem eher langatmigen Eröffnungsstück I Curse You With Life). Sein jüngster Auftrag führt in nach New York, wo sich etwas wahnsinnig Verhextes zusammenbraut.
Mit einer solchen Story und Vin Diesel in der Hauptrolle kann man wohl höchstens auf vergnüglichen, selbstironischen, anspruchslosen Trash hoffen, doch gemäss nationalen und internationalen Kritikermeinungen ist der Film zu düster, schwerfällig und konfus, um als leichte Popkorn-Unterhaltung durchzugehen. Ob für Fast and Furious-Star Diesel hieraus entsprechend eine neue Franchise erwächst, ist daher fraglich.
Die Filmmusik zu The Last Witch Hunter stammt von Steve Jablonsky, womit er nach Transformers: Age of Extinction (2014), Ender’s Game (2013), Gangster Squad (2013) und Battleship (2012) scheinbar eine nächste „Gurke“ seiner Discographie hinzufügen kann. Doch sein Hexenjäger-Score entpuppt sich als ein einiges vergnüglicheres „Guilty Pleasure“-Album, als die vorstehend genannten Arbeiten. Jablonskys Musik wartet mit prägnanten Themen auf, die in angenehm langen Stücken präsentiert werden. Besonders das letzte Drittel des Albums ist wirklich gelungener Hörspass geworden, während das erste Drittel mit ausgeprägter Stimmungsmusik etwas Mühe bekundet, in die Gänge zu kommen, und das mittlere Drittel überraschend viele Anlehnungen an Filmmusiken zu The Dark Knight (das Klavierthema in I Must Remember klingt verblüffend ähnlich wie das Harvey Dent-Thema), Interstellar (This isn’t Real) und Gravity(Passagen aus By Iron and Fire) aufweist.
Steve Jablonsky komponierte zwei prägnante Themen. Das eine richtet sich an den Hexenjäger. Dieses wird zum ersten Mal substanziell im Stück Well Hello, Witch Hunter präsentiert. In den vorausgehenden Stücken sind hiervon kurze Fragmente eingestreut, die man aber erst wirklich als solche erkennen kann, wenn man die gloriose und vollumfängliche Themenpräsentation im letzten Stück, At Your Service, intus und das Thema damit im Ohr hat. Dieses Hauptthema ist eine eingängige Helden-Hymne in bester Remote Control-Manier und macht grossen Spass. Dass Jablonsky mit einer epischen Darbietung bis zum letzten Stück wartet, ist allenfalls der Narratologie des Films geschuldet, für das Hören der Musik hingegen muss man sich mit dieser Anordnung etwas lange gedulden, bis man „die volle Dröhnung“ dieses Themas zu hören bekommt. Das zweite Thema, das wiederholt vorgespielt wird, gebührt der Hexenkönigin und wird kraftvoll im Stück The Witch Queen dargeboten. Ein an sich simples Thema, welches sich aufgrund der beharrlichen Wiederholungen jedoch ebenfalls hartnäckig im Ohr festsetzt. Dieses Thema erklingt auch bereits am Ende des Eröffnungsstücks I Curse You With Life, woraus der Hörer wohl schliessen kann, dass es sich Vin Diesel zu Beginn des Films fahrlässig mit der Hexenkönigin verscherzt hat und diese im Verlauf des Abenteuers ihm das Leben weiter zur Hölle machen wird (auch im Showdown-Stück By Iron and Fire ist das Thema und damit wohl auch die Hexenkönigin selbst prominent anwesend). Diese ausgeprägte Themenanwendung ist erfreulich und kommt nach den eher mauen, anonymen bis enttäuschenden Arbeiten von Steve Jabslonky während den letzten Jahren als erfreuliche Überraschung daher.
Fazit: Das kurzweilig aufgebaute und sequenzierte Album mit der Filmmusik zu The Last Witch Hunter bietet vergnüglichen Hörspass und kann zu Jablonskys gelungeneren Arbeiten gezählt werden. Der Score bewegt sich zwar auf bestens bekannten und stellenweise allzu familiären Musikpfaden, doch laden die Themen und die Energie der Musik zu wiederholtem Hören ein.
THE LAST WITCH HUNTER Steve Jablonsky Milan Records (Warner Music) 64:57 Min. / 14 Tracks
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