
von Phil
Jo und ich verabredeten uns erneut zu einem nostalgischem Kinobesuch, wobei wir zwar gemeinsam schauten, aber mehrere hundert Kilometer entfernt. Wir haben uns für YOUNG SHERLOCK HOLMES (1985, bluray) entschieden. Wie immer, wenn wir so ein Parallelfilmschauen durchziehen, starteten wir den Film mehr oder weniger gleichzeitig.
Auch dank Bruce Broughtons fantastischer Musik und Stephen (THE COTTON CLUB, LETHAL WEAPON) Goldblatts stimmungsvollen Bildern taucht man sofort in den Film ein und erlebt die erste Begegnung des jungen Sherlock Holmes mit John Watson, der an Holmes Schule versetzt wurde. Hier gehen Holmes und Watson mysteriösen Todesfällen nach, die sie in Verbindung mit einer im verborgenen arbeitenden, ägyptischen Sekte in Verbindung bringen. An ihrer Seite ist Elizabeth Hardy, Holmes erste Liebe.
YSH, wie er bei Insidern genannt wird, ist vor allen Dingen durch den ersten CGI-Effekt von Industrial Light & Magic bekannt, eine kurze Sequenz eines aus Glas bestehenden Ritters, der sich, hervorgerufen durch ein halluzinogenes Gift, aus einem Kirchenfenster löst. Der Effekt sieht noch heute, man bedenke es ist 40 Jahre her, toll aus.

Nicht weniger wichtig aber ist Bruce Broughtons famoser mit dem Sinfonia of London und Chor eingespielter Score, der dem Film Scope gibt und Tempo und Dramatik schafft, wo sie Regisseur Barry Levinson nicht ganz hinbekommen hat (im langen Showdown etwa).
Jo und ich fühlten uns in eine gute, alte Filmzeit zurückversetzt, in der wir verzückt fast allem was aus dem Hause Spielberg und Amblin kam folgten. Geschrieben von Chris Columbus wirkt YSH heute teilweise etwas hölzern, sperrig wie Jo die Inszenierung nannte.
GREMLINS (ebenfalls eine Columbus Story) und BACK TO THE FUTURE sind eleganter und verspielter gemacht, die jeweiligen Regisseure passten wie angegossen zu ihrem Projekt. Dennoch ist YSH ein sympathisches Spektakel mit den unumgänglichen Spezialeffekten, gut besetzt und mit einem anständigen Production value ausgestattet. Die FX wurden übrigens für den Oscar (r) nominiert.
Ob die Schlusstitelsequenz wirklich auf ein mögliches Sequel hinweist, ist umstritten. Man kann beides vertreten, auch einfach die Erschaffung des grössten Gegners von Sherlock Holmes.
Schöne Erinnerungen, grossartige Musik (die ich damals bei einem lokalen Instrumentenhändler fand, mit PYRAMID OF FEAR betitelt). Was will man mehr?
25.02.2025