Lethal Weapon (Soundtrack Collection, La-La Land)

Kurz vor Weihnachten diese 8 CD starke Box mit Musik zu allen vier Lethal Weapon heraus, wow! Fans der Serie und des Komponisten durften mehr als nur einmal mit der Zunge schnalzen. Aufgeteilt in vier Doppelalben dürfen wir zunächst mal den gesamten Scores fröhnen, ehe jeweils auf CD 2 jedes Albums auch das bisher bekannte Soundtrack Material, das mal mehr, mal weniger mit der Filmmusik selber zu tun hatte, angehängt wurde. Bloss, und das vorweg, wenn man die Filmmusik zu den vier Filmen gehört hat, will man mit den mit auf Verkaufsstrategie hergestellten Kurzausschnitten von damals eigentlich nichts mehr zu tun haben.

Mit Lethal Weapon startete Richard Donner eine Cop/Buddy Franchise innerhalb des Actiongefildes, das damals Mitte der 80er von teils übermässig brutalen Schwarzenegger und Stallone Vehikeln und deren Nachahmern eingenommen war. Anders als es die weitaus düsterere Vorlage zunächst vorsah, wusste der Filmemacher (The Omen, Superman-The Movie) nach einer kurzen Vorlesesession mit Mel Gibson und Danny Glover, dass er nicht nur seine beiden Hauptdarsteller gefunden sondern auch den richtigen Ton für seinen Film getroffen hatte. Die Mischung macht’s guten Endes eben. Die richtigen Schauspieler in den auf sie zusgeschnittenen und einfach passenden Rollen, das richtige Drehbuch, zur richtigen Zeit und am richtigen Ort. Dazu Michael Kamen, der dank Editor Stuart Bairds Verwendung von Kamens Musik zur BBC Mini-Series Edge of Darkness (Mel Gibson war Jahre später in einem Kinoremake der Serie zu sehen) in den ersten Schnittversionen zum Engagement kam.

Es resultierten bis heute 4 Filme, die innerhalb von knapp 20 Jahren entstanden sind und vielleicht, wer weiss, werden Riggs, Murtaugh und Getz es nochmals zusammen auf die Leinwand schaffen, dann allerdings leider ohne den 2003 verstorbenen Michael Kamen?

Auf jeden einzelnen der Scores detailliert einzugehen, würde den Rahmen einer Rezension und die mässig flinken Knubbelfinger, die über die Tastatur zu flitzen versuchen, sprengen. Mal kürzer, mal ausführlicher ist als dann das folgende eher als Überschau zu verstehen.

LETHAL WEAPON:
Dass Kamen der richtige Mann für Richard Donner war, zeigte sich schnell. Actionmusik, volle Pulle geradeaus, die komödiantischen Elemente (von denen in Teil 1 noch weniger zu hören waren) überspielend. Zusammen mit Eric Clapton und David Sanborn erschuff Kamen Motive für die Hauptprotagonisten, E-Gitarre für Mel Gibson, Saxophon für Danny Glover – Hauptelemente aller vier Scores. Vor, dazwischen und danach immer wieder beinharte, orchestrale Actionmusik à la Michael Kamen, „We’re Leaving“, „Swimming Pool“ und das pièce de résistance: „The Desert“. Treffend beschreibt es Jeff Bond in den CD-Notizen: „It’s music for human beings under fire, not superheroes.“ Das Originalalbum von anno dazumal präsentierte speziell zusammengstellte Tracks, die 26 Tracks auf CD 1 sind also Premieren. Teil 1 ist sicher der härteste Score der Serie, knapp gefolgt von…

LETHAL WEAPON 2:
Super knackige Actionmusik, ein Highlight ist schon gleich mit Starttrack Nr. 1 vertreten, „Main Title/Chase the Red BMW/Krugerrand“. Wundervoll: Riggs bluesiges, melancholisches Thema als Erinnerung an seine verstorbene Frau. Kamen und Clapton gewichten dies in Teil 2 deutlicher als im ersten Film. Herrlich auch die Variation in „Rigg’s Shoulder“. Überhaupt werden die mit unseren Buddys verbundenen Instrumente verstärkt (auch ein Stückchen lauter abgemischt) und deutlicher eingesetzt. Joe Pescis neuer, herrlich nerviger Charakter erhält zudem mit der gestopften Trompete seinen eigenen musikalischen Tupfer. Und Emil Richards perkussives Instrumentarium, dessen Mitwirkung wir bestens aus Star Trek-The Motion Picture kennen, tritt für die südafrikanische Komponente ein. Ganz persönlich ist mir Lethal Weapon 2musikalisch der Liebste des Quartets.

LETHAL WEAPON 3:
Wie die Musik zu Teil 1 findet auch die Musik zu Lethal Weapon 3 auf einer CD Platz, ein paar alternates finden sich nach dem Originalalbum auf CD 6.
Ein erstes deftiges Pfund in Sachen Action ist im tollen „Armoured Car Chase“ zu hören. Offenkundig ist aber auch der vermehrte Einsatz von Injokes und cartoonesquer Musik, z.B. in „Dum Dum Wound“ und „Man’s Best Friend“. Leo Getz› Motiv wird mit pizzicato Streichern aufgewertet: „Leo Getz“ (natürlich). Der Bösewicht und Ex-Cop erhält Zuwendung mit militärischen Beigaben, sprich Snares und weiterer Perkussion. Und wie gewohnt erhält jedes neue Mitglied der Truppe sein musikalische Pendant: Auch Lorna (René Russo) bekommt also ihren musikalischen Bezug, so richtig ist das in den im funkig-rockigen Kleid und von Blechbläsern unterstützten „Lorna’s First Fight“ und „Lorna’s Second Fight“ zu hören. Natürlich fehlt auch hier nicht, wie eingangs angetönt, der musikalische Pfeffer – knallharte, orchestrale Actionmusik von Kamen ist in „Gun Battle“, „Riggs Falls“ oder „Fire/Fire Battle“ zu hören.

LETHAL WEAPON 4:
Zu Lethal Weapon 4 gab es seinerzeit vom originalen Score keinen einzigen Schnipsel Musik auf dem Album, das mit vielerlei Songs (gar aus Teil 3) und einem knappen Scorearrangement gepimpt wurde. Für Kamen- aber auch Fans der Serie damals eine Riesenenttäuschung. Es ist der mit 93 Min. längste Score der Serie, leider aber auch der dünnste im Vergleich mit Schwergewichten wie Teil 1 und 2 und derjenige mit den meisten Comedy-Elementen (der Score beginnt mit „Don’t Turn/Cute Shorts“ in diesem Fahrwasser, interessanterweise ist dieser Track später immer wieder Ausgangspunkt für die angespannte Beziehung zwischen Butters (ein neues Copanhängsel, gespielt von Chris Rock) und Murtaugh. Viel tongue-in-cheek, oft verbunden mit Suspense, viel Humor. Da wo Lethal Weapon 3 aufgehört hat, macht Kamen in Teil 4 weiter und legt noch eine Schippe drauf. Auch Actionstücke wie „Freeway Chase“ haben nicht die Tiefe und Power aus den vorhergehenden Teilen.
Chinesisch wird’s – auch wenn „Chinese Food“ interessanterweise nicht chinesisch, sondern mit Butters Mundharmonika eher bluesig klingt – mit Track 14, „Chinatown Chase“, Hackbrett, etwas fernöstliche Perkussion (wood blocks, Trommeln, Chinas etc.). Auch für die bösen Chinesen, angeführt von Jet Li als fast unüberwindbarer Kämpfer, hält Kamen Merkmale bereit: „Hong with Money/Money Montage“.

Klanglich als auch von der Aufmachung her hat La-La Land mit dieser fulminanten Veröffentlichung den Standard für letztes Jahr ganz hoch angesetzt. Die 8 CDs werden von einem 40 Seiten starken, von Jeff Bond toll geschriebenen Booklet begleitet und finden in einer schwarzen Box mit glänzend roter Aufschrift Platz. Jeder Film hält bei seinem zugehörigen Album auch noch ein Booklet mit der Auflistung der Orchester-Musiker bereit. Der Kamen Fan wird um diese Box nicht herumkommen und auch Filmmusik geschichtlich darf man dieses Relase als durchaus gekonnt erachten.

Phil, 10.2.2014

 

LETHAL WEAPON Soundtrack Collection

Michael Kamen
mit Eric Clapton und David Sanborn

8 CD Box-Set

La-La Land Records LLLCD 1287

467:14 / 8 CDs

Limitiert auf 3000 Stück

 

 

 

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