Alex North’s 2001

Review aus Swiss Film Music Society Newsletter No. 1, 1994

Ein Vierteljahrhundert dauerte es bis Alex Norths nicht verwendeter Score zu Stanley Kubricks kongenialer Verfilmung von Arthur C. Clarkes Roman überhaupt – und als World Premiere Recording somit erstmalig – auf Tonträger zugänglich gemacht wurde. Dieser Score ist ebenso sagenumwoben wie der Einsatz klassischer Musik von Strauss, Mendelssohn oder Ligeti viele Kontroversen entfacht hat. Nein, in eine solche möchte ich mich eigentlich nicht stürzen, bloss so viel: Kubrick ist ein brillanter Filmemacher, bis hin zur Filmmusik, das wird es dann manchmal knifflig, auch wenn sie, das muss man ihm attestieren, in seinen Filmen oft bestens funktioniert.

Alex North war es leider vergönnt seine Komposition zu beenden, es blieb der Riesenfrust eines Komponisten und 35 Minuten Musik, die er bereits geschrieben und seinerzeit in London aufgenommen hatte. Hier und heute halten wir sein Vermächtnis in Händen, eingespielt vom National Philharmonic Orchestra unter der Leitung keines geringeren als Alex Norths Freund Jerry Goldsmith.

2001 beginnt mit der «Main Title» Fanfare, die ähnlich dem schlussendlich verwendeten Zarathustra-Motiv aus vier Tonsegmenten besteht, was jedoch die einzige Parallele zu obengenanntem Werk darstellt. Norths Intro ist verschleiert, geheimnisvoll und manchmal brutal. Nicht vergleichbar mit Richard Strauss’ weltberühmter Eröffnung dieses Filmes. Der Score ist grundsätzlich (wie der Film auch) in zwei zu unterscheidende musikalische Abschnitte aufgeteilt. Track 1 bis 6 bilden die musikalische Untermalung des urzeitlichen Intros. Dissonant, unmelodisch und perkussionslastig. Währenddessen wird die Weltraumszenerie von merklich mehr Hoffnung und Wärme geprägt. Zwar verwendet North in der legendären Space Station Docking-Sequenz einen Walzer (und das ist wiederum der einzige Bezug zur schliesslich verwendeten Musik), jedoch ohne die Mittel, die Kubrick mit «An der schönen blauen Donau» zu erinnern.

2001: A SPACE ODYSSEY von North ist ein zeitgenössisch klassischer Score mit einem Hang zu experimentellen Klangcollagen wie man sie später in DRAGONSLAYER oder JOURNEY INTO FEAR zu hören bekam; ungemein kraftvoll und massiv in seiner Gesamtheit. Der «prähistorische» Teil (Dawn of Man) ist absolut brillant.

Wie gerne hätten wir erfahren was North musikalisch weitervollzogen hätte, hätte er die Gelegenheit bekommen. Wer DRAGONSLAYER kennt und mag, wird an dieser CD sicherlich seine wahre Freude haben und ein bisschen konnte Varèse damit den Schleier lüften und einen Einblick in das, was hätte sein können, lüften. Das Packaging ist gelungen, ebenso interessant wie informativ das 18 Seiten Booklet, bebildert mit schwarzweiss Fotos der Recording Session.

Dies war die erste Rezension, die wir, damals noch als Swiss Film Music Society, veröffentlichten. Der Beginn einer langen Leidenschaft.

Phil  |  1994

ALEX NORTH’ 2001
Alex North, conducted by Jerry Goldsmith
Varèse Sarabande VSD-5400
35:16 | 12 Tracks