49th Parallel, Story of a Flemish Farm u.a.

Review aus The Film Music Journal No. 4, 1995

Nebst Elgar, Delius, Ireland und Walton zählt Vaughan Williams zu den bedeutendsten britischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Bekannt vor allem durch sein sinfonisches Schaffen sowie Chorwerke. In der Zeit von 1941 – 1958 schrieb der Brite u.a. die Musik zu elf Filmen.

Das Prelude aus 49th PARALLEL (1940-41) – Vaughan Williams erste Filmmusik – ist eine getragene, wehmütige Elegie, zu deren Musik die Kamera über die endlosen Weiten der Kanadischen Rockies gleitet.
Der STORY OF A FLEMISH FARM (1943) spielt 1940 vor dem Hintergrund kriegerischer Ereignisse, an den Fronten Deutschlands und Belgiens. Vaughan Williams Konzert-Suite beginnt mit wuchtigem Klang: Sattes Blech und Streicher. «Night by the Sea – Farewell to the Flag» könnte Musik zu einem Hitchcock sein: Dem Komponisten ist es gelungen, Spannung zu erzeugen, die Orchestration ist perfekt. Flöten/Klarinetten sind raffinierte Beilagen. Immer wieder finden sich auch Einflüsse englischer Folkmusik.

COASTAL COMMAND (1942) bietet eindrückliche Momente. «The Hudsons Take Off from Iceland» ist majestätische Musik: Flöten, Blech und Streicher brillieren, dazwischen Iyrische Stellen.
THE ENGLAND OF ELIZABETH (1955): Trompeten-Fanfaren erklingen zu Beginn. (Tanz)Weisen aus der Zeit des 16. Jahrhundert hat Vaughan Williams in «Explorer» in die Musik eingewoben: Flöten und Harfen vordergründig, das Orchester übernimmt nach originellen Schlagwerkeinsätzen das Thema. Flöten und Blechbläser tragen in «Poet» eine eindrückliche, schwermütig gefärbte Melodie vor, bis schliesslich die Blechbläser einen verhaltenen Choral wunderschön intonieren. In den nun einsetzenden Streicherklang lässt der Komponist mystische Stimmung einfliessen: Klarinetten und Harfen. Zum Abschluss erklingt «Queen», wobei englisch-königliche (Hof)Musik erschallt, viktorianischer Blechbläserglanz, im Mittelteil Oboe und Klarinette, umrahmt von schlichtem Streicherklang.

Sinfonisch-klassische Filmmusik, die auch ohne Film überzeugt. Zum Schluss: Für meinen (persönlichen) Geschmack musiziert die RTE (Radio Television) Concert Orchestra unter Andrew Penny teilweise zu brav, zu verhalten. Ansonsten ein genussvoller Silberling. Das in englisch verfasste Textheft vermittelt nützliche Informationen zum Komponisten und den vier erwähnten Filmen.

Andreas Schweizer  |  1995

49TH PARALLEL / STORY OF A FLEMISH FARM / COASTAL COMMAND / THREE PORTRAITS FROM THE ENGLAND OF ELIZABETH
Ralph Vaughan Williams
Marco Polo 8.223665
67:39 | 19 Tracks