Review aus The Film Music Journal No. 2, 1994
James Newton Howard hat in drei Jahren zwei Nominationen für den Filmmusik-Oscar geholt: 1992 für PINCE OF TIDES (1991) und 1994 für THE FUGITIVE (1993). Letzterer war eine Überraschung, denn die Academy nominiert Thriller- und Actionmusiken nur sehr selten. Überhaupt befindet sich JNH derzeit in einem Hoch: ALIVE (1993), GRAND CANYON (1991), DAVE (1993), FLATLINERS (1990), FALLING DOWN (1993), dazu der grosse Erfolg des Julia Roberts/Richard Gere Vehikels PRETTY WOMAN (1990). Howard ist gefragter denn je, von 1990 bis und mit 1994 hat er die Musik zu sage und schreibe 30 Filmen geliefert.
INTERSECTION (1994) ist ein Drama von Mark Rydell (ON GOLDEN POND, 1981) in dem Richard Gere in Erinnerungen an seine Ehefrau, von der er sich für eine Andere, getrennt hat, schwelgt. Es spielen ausserdem Sharon Stone, Martin Landau und Lolita Davidovich.
Die Komposition zu INTERSECTION ist hauptsächlich ruhig, sehr atmosphärisch gehalten, geprägt von elektronischen Klängen und leisen Passagen eines etwas geschrumpften Orchesters (Streicher und Holzbläser). Es dirigiert Marty Paitch (der übrigens auch bei DAVE am Dirigentenpult sass, nicht wie dort fälschlicherweise angegeben der Komponist selbst). Der energiegeladene «Main Title», der stellenweise an THE FUGITIVE erinnert (man achte auf die Streicherpassagen und Drums), hebt sich deutlich vom Rest des Scores ab. Die von Toots Thielemanns gespielte Mundharmonika, dessen Spiel John Williams für SUGARLAND EXPRESS (1973) verwendete, intoniert das eigentliche, sentimentale Hauptthema in «Home», das zuvor nur kurz in der Titelmusik zu hören war. Die leisen, melancholischen Momente werden oft von den Holzbläsern intoniert.
Die knapp 40 Minuten stellen ein weiteres Juwel im bunten Mosaik des James Newton Howards dar. Eine gelungene, wärmstens empfohlene Musik zu einem (trotz der Aufsehen erregenden Besetzung) wenig bekannten Film.
2015 erschien bei Quartet Records ein um rund 20 Minuten erweitertes Album.
Phil 1994
INTERSECTION
James Newton Howard
Milan
39 Min.
13 Tracks