Angie

Martha Coolidges (LOST IN YONKERS, 1993) Film mit Geena Davis, Stephen Rea und James Gandolfini dreht sich um die in Brooklyn lebende Angie, die, wie viele, von einem besseren Leben träumt. Als sie herausfindet, dass sie schwanger ist, entscheidet sie sich für das Baby, will den Vater des Kindes und Ex-Freund Vinnie aber nicht heiraten. In einem Prozess der Selbstfindung und in Erwartung stellt sie ihre Nachbarschaft auf den Kopf und gewinnt schliesslich eine neue Liebe. Der Film war ein happiger Flop und spielte nur einen kleinen Teil seines recht üppigen Budgets wieder ein. Viele Kritiken waren wenig zuvorkommend und betrafen u.a. Geena Davis.

Selten hat Jerry Goldsmith so europäisch geklungen wie mit ANGIE (1994). Fast würde man den Score eher mit anderen, Komponisten des alten Kontinents in Verbindung bringen wollen, denn mit Goldsmith. Der aber befand sich damals in der Phase, mehr «People»-Filme und weniger Action und Thriller vertonen zu wollen. Wie wir wissen, klappte das nur kurzzeitig. Das omnipräsente Hauptthema für Streicher, Klavier, E-Bass und Synthesizer ist ein satter Ohrwurm – für einen solchen war Jerry Goldsmith immer gut. Das Thema bahnt sich ungestört seinen Weg durch den Score, mal etwas weniger harmonisch («We’re Having a Baby»), mal atmosphärisch verwoben («The Prognosis»), selten unterbrochen von anderen Motiven wie etwa jenem auffälligen, italienisch anmutenden in «Family Life» oder dem suspensebetonten «The Journey Begins». Spätestens hier stossen die Ohren auf Vertrautes, das man mit Goldsmith sofort in Verbindung bringt.

ANGIE ist ein warmer, feinfühliger, persönlicher und leiser Score. Und er ist ein Schritt weg von Verfolgungsjagden oder Schiessereien, nicht für jedermann ein einfach zu verschmerzender Verzicht, aber filmbezogen freilich bestens begründbar. Nur kurze Zeit später würde Goldsmith BAD GIRLS (1994) fertigen, der wiederum in eine völlig andere Richtung schreiten würde.

Das Booklet von Varèse zeigt unter anderem Komponist, Orchester, Orchestrator Arthur Morton, Music Editor Ken Hall und Goldsmiths Stamm-Toningenieur Bruce Botnick. Das ist immerhin mehr als das Label sonst bei aktuellen Filmen auf sich nimmt.

Phil 1993

 

ANGIE

Jerry Goldsmith

Varèse Sarabande

34 Min.
13 Tracks