Review aus The Film Music Journal No. 19, 1999
Joel McNeely hat das neue Jahr mit einem Paukenschlag begonnen! Seine Musik zum Science Fiction-Thriller VIRUS (1999) ist eine aufregende, bombastische Actionmusik, die in etwa denselben atemberaubenden Hörspsass wie Christopher Youngs HARD RAIN (1998) bietet. Die Suche nach Originalität steht also hier aussen vor, aber ganz ehrlich: In diesem Fall spielt es eigentlich auch keine Rolle. McNeely macht aus den Tugenden, die ihm ein grosses Orchester und seine Erfahrungen zuletzt zu SOLDIER (1998) und seiner Mitarbeit an AIR FORCE ONE (1997, wo McNeely Jerry Goldsmith unter Zeitdruck stehend, unterstützte) bietet, das Beste. Der Film bietet wenig Unterstützung, denn dieser gleitet rasch in eine mässig verfilmte und Drehbuch-technisch sehr maue Angelegenheit ab. In den Hauptrollen sind Jamie Lee Curtis, Donald Sutherland und William Baldwin zu sehen, Spezialeffekte-Meister (u.a. THE ABYSS, 1989 und TERMINATOR 2, 1991) John Bruno führte Regie.
Das funky-orchestrale Hauptthema, das sich angenehm vom Orchesterbombast abzuheben versteht, erklingt erstmalig im furiosen «Typhoon Lead», intoniert vor allem von Holzbläsern. In «Another Ship» darf sich dieses Thema breiter entfalten: Gestopfte Trompeten begleitet vom Ostinato der Kontrabässe und dazu elektronische wie auch akustische Perkussionselemente. Die vielen actionbepackten Momente werden von brachialen, beinahe wütend um sich schlagenden Blechattacken beherrscht («Anchors Away»), unterstützt von viel Schlagwerk und tiefen Registern des Streichregisters. Spannung baut McNeely zumeist mit Violinen, Soloeinlagen der Holzbläser und harschen con legno Effekten mit Orchesterpaukenschlägen oder Fagott/Bassklarinett- und Celli/Kontrabässe-Paarungen auf. Ungeheuer wirkungsvoll allemal. Neben dem erwähnten Hauptthema rundet McNeely seine Komposition mit einem Titelthema ab, das durchaus als russisch klingend bezeichnet werden kann – der Chor klingt richtig «bärig».
Verwandtschaften mit ähnlich gelagerten Arbeiten wie John Debneys THE RELIC (1997) oder James Horners ALIENS (1986) sind in VIRUS zu finden. Gänsehautfaktor ist garantiert.
Phil, 1999
VIRUS
Joel McNeely
Hip-O
50:25 Min.
14 Tracks