Zero Dark Thirty ist die Aufarbeitung der Jagd nach Amerikas Staatsfeind Nr. 1, Osama Bin Laden. Nachdem im Mai 2011 der Terrorist von Spezialeinheiten erschossen wurde, musste das Drehbuch angepasst werden, das sich zuvor mit der erfolglosen Suche rund um Tora Bora beschäftigte. Entstanden ist ein spannender, aber durchaus auch umstrittener Streifen. Im Film ist mir die Musik von Alexandre Desplat angenehm iaufgefallen und so habe ich die speziell für Amazon gebrannte CD-R geordert.
Desplats Score ist ein düsterer, kalter und wenig melodischer Begleiter. Wenn man darauf gefasst ist und die Musik in dunklen Nachtstunden oder an regnerischen (Sommer-) Tagen spielt, entwickelt sie durchaus eine besondere Atmosphäre. Überraschend ist die Tatsache, dass Desplat seine Partitur mit dem weltbekannten London Symphony Orchestra eingespielt hat, gehen doch hier von dessen Klangkörper vor allem düstere, dunkle und bedrohliche Töne aus, die wohl mit so manch anderem Sinfonieorchester hätten erzeugt werden können. Desplat setzt auf eine Besetzung ohne Violinen und Holzbläser. Das Blechblasregister wird von einer grossen Horn- (12) und Posaunensektion (9) bestimmt, dazu drei Tubas.
Zero Dark Thirty ist ein Amalgam aus elektronischen Stimmungen und orchestralen Klängen, teilweise recht erstaunlich gemacht. Der Eröffnungstrack „Flight to Compound“ präsentiert ostinati der Kontrabässe mit knapp gehaltenen Blechbläsereinsätzen, im Verlaufe des Tracks immer mehr mit Elektronik und einem ethnisch angehauchten Soloinstrument elektronischer, verfremdeter Natur, als Klang eine Mischung aus „persischem“ Streich- und Blasinstrument (am auffälligsten eingesetzt in „Balawi“), angereichert. Tracks wie „Bombings“ und „Monkeys“ sind fast gänzlich synthetisch, während in „Ammar“ das Orchester einen kleinen Nebenschauplatz bildet, auch dies ein vor allem durch Texturen und sich wiederholende Synthiemotive auf Suspense getrimmter Track. Die erzeugte Spannung ist in der Tat fühl- und greibar, ganz besonders, und das sei speziell erwähnt, wenn man die Bilder des Films noch vor sich hat.
Deutlicher zur Geltung kommt das LSO in „Seals Take Off“, einem zünftigen Stück mit mitreissenden Timpanischlägen. Hier taucht auch das Motiv des Eröffnungstracks wieder auf. Das Suspense-Motiv seinerseits erklingt in vereinfachter, fast Carpenter’scher Art und Weise in „Preperation for Attack“, während es in „Towers“ vordergründiger und in „Chopper“ eher versteckt Verwendung findet. „Maya on Plane“ und „21 Days“ sind seltene Ausflüge „woltuender“ Natur, doch auch in diesen schwebt stets eine Prise Unbehagen, plus akustische Klänge spielen hier eine Nebenrolle. Mehr vom LSO ist erst wieder im zweitletzten Stücka „Choppers“ zu hören, während „Back to Base“ zu einem recht abrupten Ende führt.
Zero Dark Thirty ist nicht von musikalisch einprägsamen Melodien oder Themen geprägt, es ist ein Spannungsscore durch und durch, der von seinem manchmal er- und bedrückenden Ambiente lebt.
ZERO DARK THIRTY Alexandre Desplat Madison Gate Records 52:32 Min. / 18 Tracks
Schreib einen Kommentar