Wonder Boys

Review aus The Film Music Journal No. 26/27, 2001

Christopher Youngs lebhaft frecher Score zum knuffigen Autorenporträt WONDER BOYS (2000) von Curtis Hanson mit Michael Douglas, Tobey Maguire und Frances McDormand, über die Abgründe des kreativen Schaffens und philosophischen Lebensverkomplizierungen, funktioniert am besten, wenn man den Film gesehen hat.

Young, der hier komplett auf ein Orchester verzichtet und stattdessen auf eine jazzig angehauchte Besetzung setzt, diese noch mit Hammondorgel, Akkordeon, akustische Gitarre und Cello aufpimpt («Tales from the Wood»), bezirzt mit Originalität statt mit thematischen Schwerpunkten und Wucht. Tempotracks wie «Graddy Tripp» und «Dead Poe Pie» erinnern in ihrer aufmüpfig ungestümen Art an den stilistisch nicht unähnlichen MIDNIGHT RUN (1988) von Danny Elfman. Vortrefflich das Akkordeon, das den kauzigen Charakter des von Michael Douglas gespielten Protagonisten (eine seiner besten Rollen seit einiger Zeit) musikalisch wiedergibt. In das gleiche Kerbholz schlägt das als Liebesmotiv zu bezeichnende «Greenhouse Woman», in dem die unglückliche Dreiecksgeschichte eigentlich total simpel. Youngs Arbeit wandelt zwischen diesen Attributen, von fast meditativen Sphären à la «Woozy Q» kurz unterbrochen, aber stets durch die nicht alltägliche Besetzung und den Young-Jazz zusammengehalten. Und so erhalten wir den WONDER BOYS Stil.

Young hat dem schrulligen Film einen ebenbürtigen Partner zur Seite gestellt, der im Film unauffällig bis wenig in Erscheinung tritt. Erst mit Hören dieser Promo-CD offenbart sich wie gewitzt Youngs Komposition hier eigentlich das Filmgeschehen begleitet. Die fast perfekte Heirat zwischen Film und Musik also.

Gleichzeitig mit dem Film kam eine Song-CD mit Künstlern wie Bob Dylan, Neil Young, Leonard Cohen, John Lennon u.a. auf den Markt. Deshalb schaffte es WONDER BOYS von Christopher Young bisher nur als Promo-CD, im Vertrieb von Intrada, zu den Fans zu gelangen.

Phil  |  2001

 

WONDER BOYS

Christopher Young

Promo (Intrada)

36:37 | 15 Tracks